Wien – Mit der "Tagespresse" ist nicht gut Kirschen essen: Das Satireportal dreht jetzt den Spieß um und verlangt von "Heute" 2.000 Euro plus Anwaltskosten. Der Grund sind zwei Fotos auf "Heute.at", die laut "Tagespresse" urheberrechtlich geschützt seien. Der Rechteinhaber ist "Die Tagespresse Medienproduktion GmbH". Am Mittwoch persiflierte – wie berichtet – die "Tagespresse" Eva Dichands Artikelserie über ihre Erfahrungen mit der Hausdurchsuchungen im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) und der medialen Berichterstattung. Die "Tagespresse" verwendete dafür das Kolumnenfoto Eva Dichands.

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Die "Tagespresse" weist daraufhin, dass "Heute.at" urheberrechtlich geschützte Bilder verwendet hätte.
Screenshot/Tagespresse

Für die unberechtigte Nutzung ihres Fotos verlangt Dichand von der "Tagespresse" 1.000 Euro plus 1.728,28 Euro an Anwaltskosten. "Tagespresse"-Gründer Fritz Jergitsch erklärte, man werde den geforderten Schadenersatz zahlen. Die "Tagespresse" hat sich daraufhin auf die Suche nach Fotos gemacht, die "Heute.at" vom Satireportal verwendet hatte, um Artikel über Aktionen der "Tagespresse" zu illustrieren. Und ist anscheinend bei zwei urheberrechtlich geschützten Screenshots fündig geworden.

"Wollen das schmutzige Inseratengeld nicht"

"Frau Dichand hat uns die Wichtigkeit der Einhaltung des Urheberrechts vorgelebt. Selbst Satiremagazine wie Heute.at sollten sich daran halten. Wie können wir diese wichtige Lektion nun ignorieren? Als seriöses Medium blieb uns keine andere Wahl, als unsere Anwaltskanzlei Höhne, In der Maur & Partner unter großem Bedauern mit der Zustellung einer Abmahnung an Heute.at zu beauftragen. Diese wird in den kommenden Stunden zugestellt", schreibt die "Tagespresse". Und: "Wir sind bereit, von einer Klage abzusehen, wenn Heute.at beide Fotos binnen 24 Stunden löscht und eine Entschädigung von 1.000 EUR leistet – pro Bild, versteht sich. Diese Entschädigung ist nicht an uns, sondern an die Caritas-Gruft zu leisten. Wir wollen das schmutzige Inseratengeld nicht und glauben, dass es in der Gruft besser investiert ist."

Außerdem werde die Kanzlei "selbstverständlich die Kosten für ihr Einschreiten verrechnen". Zu zahlen seien 1.728,28 Euro, das ist exakt jene Summe, die "Heute"-Medienanwalt Michael Rami von der "Tagespresse" verlangt. Die "Tagespresse" hat mittlerweile in ihrem Artikel "Anatomie einer Hetzjagd – Dichand neben der Spur" Eva Dichands Foto durch ein anderes Bild ersetzt. Zu sehen ist jetzt Barbra Streisand – der Streisand-Effekt lässt grüßen. Also jenes Phänomen, dass der Versuch, eine unliebsame Information zu unterdrücken, genau das Gegenteil bewirkt. (red, 22.2.2024)