Der letzte Luftbändiger Aang ist in einem Tempel mit Mönchen aufgewachsen.
Der letzte Luftbändiger Aang ist in einem Tempel mit Mönchen aufgewachsen.
AP/Robert Falconer

Blaue, drei Meter große Außerirdische vom Planeten Pandora sucht man in der neuen Netflix-Serie Avatar – Der Herr der Elemente vergebens. Sie basiert nämlich auf der Nickelodeon-Zeichentrickserie, die von 2005 bis 2008 lief und mit James Camerons gleichnamigem CGI-Spektakel, das 2009 zum erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde, nur den Namen gemeinsam hat. Und eine Anekdote: Als sich Nickelodeons Avatar 2004 in der Vorproduktion befand, erfuhren die Produzenten, dass sie den Titel wohl um den Zusatz The Last Airbender erweitern müssen. Die Rechte an einem Film namens Avatar hatte sich nämlich soeben James Cameron gesichert.

Aber worum geht es? Im Prinzip um genau das Gleiche wie in der alten Zeichentrickserie – die wohl zum Besten gehört, was der Kinderkanal jemals im Sortiment hatte. Wir befinden uns in einer Welt, in der vier Nationen existieren: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Einige besonders begabte Bewohnerinnen und Bewohner jeder Nation haben die Fähigkeit, das jeweilige Element zu bändigen. Außerdem gibt es einen Avatar, der als Einziger in der Lage ist, alle vier Elemente zu bändigen, und die Welt dadurch im Gleichgewicht hält. Dummerweise ist der böse Feuerlord aber ein imperialer Diktator, der einen Krieg mit dem Rest der Welt beginnt – und der Avatar verschwindet spurlos.

Was bisher geschah

Die Live-Action-Adaption zeigt gleich am Anfang, was 100 Jahre zuvor passiert ist: Der zwölfjährige Aang (Gordon Cormier) erfährt, dass er der nächste Avatar sein wird. Dann wird es brutal. Die Feuernation marschiert ins Luftkönigreich ein und tötet alle Luftbändiger. Nur Aang kann auf seinem fliegenden Bison Appa fliehen, gerät aber in einen Sturm, stürzt ins Wasser und friert ein, bis er ein Jahrhundert später – an diesem Zeitpunkt beginnt auch die Originalserie – von der jungen Wasserbändigerin Katara (Kiawentiio) und ihrem Bruder Sokka (Ian Ousley) gefunden wird. Diese sind erst einmal verwundert, einen so seltsamen Jungen mit kahlrasiertem Schädel und den für Luftbändiger typischen Pfeiltattoos haben sie noch nie gesehen. Und auch Aang muss erkennen, dass er der Letzte seiner Art ist und so schnell wie möglich das Bändigen der vier Elemente lernen muss, um seiner Bestimmung zu folgen. Aber er ist noch immer ein Kind, und Prinz Zuko (Dallas Liu), der Sohn des Feuerlords, ist ihm schon auf den Fersen.

Avatar: The Last Airbender | Official Trailer | Netflix
Avatar: The Last Airbender
Netflix

Zuerst die guten Nachrichten: Die neue Serie ist besser als M. Night Shyamalans Vollkatastrophe Avatar – Die Legende von Aang von 2010. Der für seine überraschenden Wendungen bekannte Regisseur hatte sich damals nämlich den ganz besonderen Plottwist ausgedacht, einen der schlechtesten Filme des Jahres zu machen. Obendrein wurde ihm von namhaften Filmkritikern wie Roger Ebert auch noch Rassismus vorgeworfen. Alle guten Hauptcharaktere waren nämlich mit Weißen besetzt, während die böse Feuernation hauptsächlich von Arabern und Menschen aus Süd- und Ostasien gespielt wurde.

Fehlende Witze

Wirklich gut ist die neue Netflix-Adaption leider auch nicht. Die Spezialeffekte sind zwar gelungen, und man bekommt wirklich Lust, auf einem fliegenden Bison zu reiten, aber es fehlt der liebevolle Charme, der die Originalserie ausgemacht hat. Die vom historischen Ostasien inspirierte Welt mit ihren verschiedenen Kulturen und Bräuchen ist aufwendig inszeniert, genau diese auf Hochglanz polierte Netflix-Optik ist es dann aber, die der Serie ihren Charme wieder nimmt. Die Kostüme sind zu sauber. Alles wirkt wie frisch aus dem Kleiderschrank genommen. Und das vielleicht größte Problem ist, dass sie den Humor der Vorlage einfach nicht ganz trifft.

Aang ist ein Kind. Ein zwölfjähriger Bub, der vor dem paradoxen Problem steht, in einer brutalen Welt mit Gewalt für Frieden sorgen zu müssen. Er muss sich die Frage stellen, welches Maß an Widerstand gerechtfertigt ist, bevor man selbst vom Unterdrückten zum Unterdrücker wird – eine Frage, die aktueller nicht sein könnte. Durch auflockernde Fröhlichkeit gelang es der Nickelodeon-Serie damals, an ernste Themen heranzuführen. Der Neufassung gelingt das nicht. Und solange die fast 20 Jahre alte Zeichentrickserie auf Netflix ist, kann man auch einfach diese noch einmal schauen. (Jakob Thaller, 27.2.2024)

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