Theaterschreck: der Wiener Regisseur Paulus Manker.
Theaterschreck: der Wiener Regisseur Paulus Manker.
APA/ROBERT JAEGER

Dass Paulus Manker ein schwieriger Zeitgenosse ist, wurde zuletzt an einem Streit mit dem Südbahnhotel am Semmering wieder deutlich, in dem es um stehengelassene Kulissen und viel Geld aus Karteneinnahmen und Förderungen geht. Eine Klärung vor Gericht sollte im März folgen. Indes ereilt den Theatermacher nun in Form einer Dokumentation des Norddeutschen Rundfunks weiteres Ungemach. In dem seit Dienstag in der ARD-Mediathek einsehbaren Film Gegen das Schweigen. Machtmissbrauch bei Theater und Film werden ihm grobe Umgangsformen bei der Arbeit vorgeworfen.

Der Vorwurf ist nicht neu, ein problematisches Bild zeichnete etwa bereits 2020 der Falter. Manuel Bräuer, der damals in dem Blatt beschrieb, wie er für Mankers Die letzten Tage der Menschheit engagiert war und aus der Produktion ausstieg, berichtet auch im NDR von gebrüllten und mit Beleidigungen verbundenen Regieanweisungen. Der Sender hat laut eigenen Angaben rund 50 Schauspielende kontaktiert, die in über 15 Jahren mit Manker auch in dessen Erfolgsproduktion Alma zusammengearbeitet haben. Die angegebenen Erlebnisse reichen von aggressiver Stimmung bis hin zu einem Faustschlag aufs Ohr und Tritten gegen den Bauch während einer Vorstellung. Vor Gericht wurde Manker in letzterem Fall freigesprochen. Mit dem NDR wollte Manker nicht sprechen, drohte aber per Anwalt mit Klage wegen Rufschädigung.

Ein Gutteil der 59-minütigen Doku spielt in Österreich. Ein zweite hier namentlich genannter Regisseur, gegen den gegenüber dem NDR Vorwürfe erhoben wurden, ist der aus der Steiermark stammende Julian Pölsler. Er (1954 geboren) zeichnet unter anderem für die TV-Verfilmungen von Alfred Komareks Polt-Krimis und Käfer-Romanen verantwortlich, aber auch für die beiden Marlen-Haushofer-Verfilmungen Die Wand und Wir töten Stella. Zuletzt drehte er für ServusTV mehrere Folgen des Altaussee-Krimis und inszenierte im Theater in der Josefstadt Ferdinand von Schirachs Gott.

Abstände und Berührungen

Stefanie Speiser hat 2004 bis 2008 auch unter Pölsler als Lehrendem am Konservatorium der Stadt Wien (heute MUK) studiert. Sie erzählt von nicht eingehaltenen Abständen und Berührungen. Nach dem Studium habe er ihr eine Rolle in einem Film angeboten, sie sollte während der Dreharbeiten mit ihm wohnen. Auch andere Frauen berichten solches. Valerie Besl, heute Leiterin einer Wiener Kommunikationsagentur, war 2004 als Verlagsangestellte wegen einer Buchverfilmung mit Pölsler betraut. Er solle sich, nur im Bademantel, zu ihr aufs Sofa gesetzt, seine Hand auf ihren Oberschenkel gelegt haben. Sie sei aufs Zimmer geflohen, er habe sie nach ein paar Wochen zu diskreditieren begonnen. Weitere Frauen berichteten dem NDR von unangemessenen Berührungen bei Castings, der Sender konnte zudem ein Video einsehen.

Julian Pölsler inszeniert für Film und Bühne.
Julian Pölsler inszeniert für Film und Bühne.
imago/Manfred Siebinger

Auch Pölsler wollte sich nicht zu den "mutmaßlichen Grenzüberschreitungen", so der NDR, äußern, sein Anwalt habe aber die Anschuldigungen zurückgewiesen, sie seien seinem Mandanten "nicht nachvollziehbar und völlig neu". Zudem arbeite er nun mit Intimitätskoordinatoren, um ein zeitgemäßes Arbeitsklima zu gewährleisten. (wurm, 27.2.2024)