Ein kleines Wirtschaftswachstum, aber immerhin Wachstum, lautet die Prognose von IHS und Wifo für dieses Jahr. Aber es sieht so aus, als müsse man die Prognose nach unten revidieren, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr bei Marie-Claire Zimmermann in der "ZiB 2" am Sonntag. Bisher ist das Wifo für heuer von einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent ausgegangen. Aber es sollte immerhin ein Wachstum übrig bleiben. Deutschland, das "noch stärker gebeutelt ist als Österreich", sage die dortige Regierung ein Wachstum von 0,2 Prozent voraus. "Und zwischen diesem Mindestwert und dem, was wir im Dezember hatten, werden wir uns wohl ansiedeln", so Felbermayr. Die hohen Zinsen seien ein "sehr wichtiger Treiber der Malaise", durch die Weltpolitik seien Grenzen gesetzt. Der Welthandel lahmt, Unsicherheiten in China, gebremstes Wachstum in den USA, "all das zusammen heißt viel Gegenwind".

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr war Sonntagabend zu Gast in der
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr war Sonntagabend zu Gast in der "ZiB 2".
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Aber Österreich kann etwas tun, generell müsse man viel mehr über Strukturreformen sprechen und so die Wachstumskräfte der Volkswirtschaft wieder stärken. Das Baupaket komme zur richtigen Zeit. "Jetzt müssen wir uns natürlich auch auf die Umsetzung dieser Maßnahmen konzentrieren." Die hohen Lohnabschlüsse im Handel und die sinkende Inflation würden den Menschen wieder mehr Kaufkraft lassen, "wenn die Löhne wieder stärker steigen als die Preise, dann sollte der Konsum sich wieder beleben".

Die Energiepreise sind ein großes Thema, der Strompreis werde nicht wieder dorthin zurückkehren, wo er vor der Krise war. "Was ganz wichtig wäre, ist, dass der Ausbau der Erneuerbaren noch schneller vorankommt, sodass wirklich die Preise nachhaltig nach unten gehen können", mahnt Felbermayr, hier seien die Netzentgelte die preisbestimmenden Faktoren.

ZIB 2: WIFO-Chef Felbermayr zu den Wirtschaftsdaten
WIFO-Chef Gabriel Felbermayr bewertet die Maßnahmen der Regierung - und sagt, welche Entwicklungen und Probleme er für die Zukunft sieht.
ORF

Eine große Aufgabe für die nächste Regierung werde die Frage sein, wie man den Faktor Arbeit attraktiv halten kann, "einerseits helfen hohe Löhne, weil sie den Konsum stützen, aber sie sind für den Wirtschaftsstandort Österreich und für die Wettbewerbsfähigkeit tatsächlich ein Problem". Stichwort Lohnnebenkosten: Wenn diese fallen, sei es für die Unternehmen wieder attraktiver, jemanden einzustellen, und wenn sie auch für die Beschäftigten geringer werden, dann sei es wieder attraktiver zu arbeiten. "An beiden Schrauben wird man schauen, dass man ein bisschen Bewegung bekommt."

Apropos Teuerung: Um sie und die daraus resultierenden Schulden ging es dann Montagfrüh in "Guten Morgen Österreich", bei Eva Pölzl war eine Schuldnerberaterin zu Gast. Die Menschen machen wieder mehr Schulden, um 17 Prozent mehr als im Vorjahr, rechnet Pölzl dort vor. Fast 22.000 Menschen haben im Vorjahr erstmals um Hilfe bei der Schuldnerberatung angefragt, das stelle einen Höchststand der vergangenen zwölf Jahre dar. Was ist denn da los, will Pölzl wissen. Firmeninsolvenzen, Verlust des Arbeitsplatzes, hohe Zinsen, Teuerung, führt Gudrun Steinmann von der Wiener Schuldnerberatung die Gründe an. Und bewirbt im ORF-Frühstücksfernsehen den Budgetrechner, den die Wiener Schuldnerberatung online anbietet. Ein Überblick über die eigenen Ein- und Ausgaben kann ja nie schaden. (Astrid Ebenführer, 4.3.2024)