Eine Box mit Signa-USB-Sticks
Die Signa-Gesellschaften haben längst mit Verwertungen begonnen, zu den großen Gläubigern zählen vor allem Banken.
APA/Roland Schlager

Ab Herbst 2022 haben die Signa-Gesellschaften, die sich damals bereits in Richtung Schieflage neigten und die inzwischen insolvent sind, ihre Verkaufstätigkeit angekurbelt. Wie berichtet hat zum Beispiel die fürs Projektgeschäft zuständige Signa Development ab dem vierten Quartal zwar noch ein paar Immobilien dazugekauft, von wesentlich mehr aber hat sie sich getrennt. Aus dem jüngsten Bericht von Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer geht hervor, dass für das Kika/Leiner-Immobilien-Portfolio der höchste Bruttokaufpreis bezahlt wurde, nämlich 355 Millionen Euro; netto sind der Development daraus im Vorjahr rund 192 Millionen Euro zugeflossen.

Neben deutschen Immobilien in München und Berlin, deren Kaufpreis bei jeweils 100 Millionen Euro lag, wechselten auch Wiener Immobilien den Eigentümer, etwa ein Bauteil des Komplexes Vienna Twentytwo bei der Alten Donau um fast 40 Millionen Euro, der 2022 an die Raiffeisen Immobilen KAG ging. Oder das Medicent in Innsbruck, das die Wirtschaftskammer Tirol um 26,5 Millionen Euro brutto erstand. In Oberlaa und Donaufeld schlug 2022 die Sozialbau zu, für rund 26,5 Millionen brutto.

Ärztekammer zahlte "deutlich" über Bewertung

Auch die Signa Prime, in der die Filetstücke der von René Benko gegründeten Signa-Gruppe lagern oder lagerten, verkauft nun einen Teil ihrer Besitztümer. Begonnen hat sie damit schon im Vorjahr. Das Eckhaus Kärntner Straße im Herzen der Wiener Innenstadt, in dem 2018 der erste Apple Store Österreichs eröffnete, wurde im April 2023 um rund 94 Millionen verkauft – ein Betrag, der laut jüngstem Bericht des Sanierungsverwalters Norbert Abel etwas unter der Bewertung von Ende 2022 (97,7 Millionen Euro) lag.

Für einiges Aufsehen sorgte dann im Dezember 2023 die Shoppingtour des Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer, die den Graben 19 in der Wiener Innenstadt erwarb, also jenes Haus, in dem der Meinl am Graben daheim ist. Kaufpreis: 80 Millionen Euro. Wie es dazu kam: Während des Verkaufsprozesses seien die beiden höchstzahlenden Käufer der vergangenen Monate für die umliegenden Immobilien angesprochen worden, heißt es im Bericht. Die Ärztekammer griff tief in die Taschen: Das Angebot des finalen Käufers (im Bericht ist kein Name genannt; Anm.) sei um circa 25 Prozent höher als das zweithöchste Gebot gelegen – und damit "deutlich über der Bewertung" zum 31. Dezember 2022, konkret um 16,2 Millionen darüber. In die Transaktion war laut "Krone" die Immobilienökonomin Eva Jost eingebunden, sie ist die Frau eines in den Deal involvierten Signa-Managers. Was genau ihre Rolle war, ist nicht zu eruieren, sie beruft sich gegenüber dem STANDARD auf Vertraulichkeitsvereinbarungen.

Haselsteiner-Stiftung will elf Millionen Euro

Die Gläubigerliste beider Gesellschaften, die jetzt durch Verkäufe in die Kasse bekommen möchten, um ihre Finanzierung und ihre Sanierungspläne sicherzustellen, sind vor allem eins: lang. Bei der Signa Development wurden ja wie berichtet Forderungen in der Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro angemeldet, knapp 900 Millionen davon hat die Sanierungsverwalterin anerkannt. Unter den Gläubigern finden sich auch etliche Investoren, die ihre Dividenden geltend machen wollen – darunter die Haselsteiner-Familienprivatstiftung, die 11,3 Millionen Euro angemeldet hat. Sie ist Signa-Investor Hans-Peter Haselsteiner zuzurechnen, der der Development über die ZMH GmbH einen Massekredit in der Höhe von 25 Millionen Euro hat zukommen lassen.

Neben ehemaligen Managern, Anwälten, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und anderen Beratern wie zum Beispiel der frühere grüne deutsche Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer oder Alfred Gusenbauer (er hat 141.700 Euro angemeldet) machen auch viele internationale Banken ihre Forderungen geltend, sie berufen sich dabei zumeist auf Garantien. Von den österreichischen Instituten finden sich beispielsweise Unicredit, Bawag, Raiffeisen Bank International, die Oberbank, Raiffeisenlandesbank OÖ oder die Raiffeisenbank NÖ-Wien auf der Gläubigerliste – Letztere hat für die Überweisung ihrer (von der Sanierungsverwalterin anerkannten) rund 30.000 Euro aber keinen IBAN angegeben, wie auf der Liste vermerkt ist. Auch die Wirtschaftsagentur Wien, ein Fonds der Stadt, hat sich gemeldet. Sie beruft sich auf eine Patronatserklärung in der Höhe von 5,6 Millionen Euro – das Projekt, auf das sich die Haftung bezieht, ist aber schon verkauft. (Renate Graber, 5.3.2024)