Journalistische Kritiker von Politikerinnen und Politikern kriegen relativ häufig Leserpost: "Warum hassen Sie den/die … so?"

Eine Nummer kleiner geht’s nicht? Offenbar nicht. Die gesellschaftliche Temperatur ist anscheinend gewaltig aufgeladen.

Sebastian Kurz
Über Sebastian Kurz wird ziemlich kritisch geschrieben.
Heribert Corn

Aber natürlich gibt es echten Hass in der Debatte. Jeder kennt Politiker, deren Reden vor Hass nur so triefen. Oder was sich in den dunkleren Ecken der Social Media abspielt. Aber für den normalen politischen Hausgebrauch: Sachlich fundierte Kritik ist kein "Hass", selbst wenn sie zugespitzt formuliert ist. Wenn über, sagen wir, einen Sebastian Kurz, ziemlich viel und ziemlich kritisch geschrieben wird, dann deshalb, weil er eine Person eines ziemlich großen öffentlichen Interesses ist. Kein seriöser politischer Journalist empfindet gegenüber einem Sebastian Kurz oder anderen kontroversiellen Figuren (Namen bitte einsetzen) so etwas wie "Hass". Es geht schlicht darum, wie Leute, die einen erheblichen Einfluss auf unser Leben haben, nach den Kriterien der Demokratie, des sozialen Friedens und der allgemeinen Wohlfahrt zu beurteilen sind.

Manche dieser Leute werden übrigens mit einer fast infantilen Liebe verehrt. Ein Teil der Österreicher hat eine seltsame Schwäche für gewisse jugendliche Blender (Namen bitte einsetzen). Das sind dann die, die Kritikern "Hass" vorwerfen. Aber es geht immer nur um kritische Beurteilung. Nicht mehr, nicht weniger. (Hans Rauscher, 4.3.2024)