Es heißt immer, der Fußball sei die letzte Bastion der heterosexuellen Männlichkeit. Zumindest in Wien gibt es anscheinend eine neue, wenn man sich das Publikum ansieht: Junge und alte, schlanke und wohlgeformte Männer sitzen auf den braunen Polsterbänken im Jack the Ripperl in der Kaiserstraße 121. Seit kurzer Zeit ist hier im siebenten Bezirk die Linzer Kette sesshaft, die sich mit Haupt und Haar den gegrillten Spareribs verschrieben hat. Ganz archaisch wird hier das Fleisch mit den Zähnen von den Knochen gefetzt. Unterbewusst führt der Akt zurück in die Zeiten von Jägern und Sammlern, vielleicht taugt's den Männern deswegen so sehr. Es gibt ja auch kaum ein lustvolleres Esserlebnis, als mit den Händen zu essen.

Jack the Ripperl ist ein oberösterreichisches Franchise-Unternehmen, das neben der neuen Wiener Dependance ein Lokal in Linz führt. Dass man überhaupt in die Hauptstadt expandierte, liegt an der Investment-Sendung "2 Minuten 2 Millionen" auf Puls 4. Dort präsentierten die Geschäftsführer Johannes Roither und Wolfgang Gittmaier ihr Ripperl-Konzept und konnten VIP-Winzer und Adabei Leo Hillinger als Investor gewinnen.

Jack the Ripperl Test Wien
Seit 1. März hat die Wiener Dependance geöffnet.
Der Standard/Kevin Recher
Jack the Ripperl Test Wien
Die Wortwitze sind im Jahr 2012 steckengeblieben.
Foto: Der Standard/Kevin Recher

Zarte Rippchen

Nun will man Wien erobern. Beim STANDARD-Besuch unter der Woche war das Lokal gut besucht, Platzmangel herrscht aber keiner. An den Tischen sitzen größere Männerrunden, die an den Rippchen nagen. In kleinen, mittleren und großen Portionen werden sie angeboten. Zusätzlich kann man zwischen Karree- und Bauchripperln wählen und ob sie mit klassischer, orientalischer oder scharfer Würze serviert werden. Preislich schwankt man je nach Größe zwischen knapp 22 und 30 Euro, inkludiert sind Dip und eine Beilage, die von Bratkartoffeln, Pommes, Gemüse, Krautsalat bis zu einem Laib Brot reichen. Daneben stehen Pulled-Ripperl-Burger, Tortillas sowie gebackene Ripperln auf der Karte. Für Vegetarier bietet man einen Burger oder eine Quesadilla mit Fleischersatz an. "Das wird relativ oft bestellt", sagt der äußerst aufmerksame Service. Für vegan lebende Personen lässt man einfach den Käse weg.

Jack the Ripperl Test Wien
Mittlere Größe der Karreerippchen. Inklusive Beilage und Tuch zum Fingersaubermachen.
Foto: Der Standard/Kevin Recher

Man kommt hierher aber wegen der Ripperln – und die sind durchaus gelungen. Das Fleisch fällt vom Knochen. Selbst gebissschwache Personen können hier kräftig zubeißen. Die herrliche Zupfbarkeit wird nur von einer leichten Trockenheit gestört. Die Ripperln sind schon vor längerer Zeit durchgegart worden und werden für den schnellen Service warmgemacht. Getestet wurde die Klassik-Version, die durchaus mehr Sauce zum Glacieren vertragen könnte. Die Beilagen-Pommes sind zahlreich, durchschnittlich gesalzen. Gerade bei Pommes frites muss Salz nicht so sparsam eingesetzt werden, bitte, danke! Serviert in einem Email-Becher sind die am Boden liegenden Fries mit mehr Fett vollgesogen als andere. Muss man halt überlassen. Stört auch nicht, bei einer mittleren Ripperl-Portion wird man gut satt.

Jack the Ripperl Test Wien
Ziemlich zart und ziemlich gut.
Foto: Der Standard

40 bis 50 Tonnen Ripperln pro Jahr und Standort gehen bei Jack the Ripperl in Linz über die Theke. Ebenso viel könnte dank Wien dazukommen. Zart genug sind die Rippchen für einen Erfolg ja. Und genug Männer gibt es in der Stadt auch. (rec, 7.3.2024)