Das Wohnbaupaket der Bundesregierung sei schon sehr gut, findet man in der gewerblichen Immobilienwirtschaft. Gerald Gollenz, Fachverbandsobmann der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer, nutzte die Gelegenheit einer von ihm einberufenen Pressekonferenz am Mittwoch mehrmals dazu, sich bei der Regierung dafür zu bedanken. Freilich nicht ohne jedes Mal ein großes "Aber" anzufügen: "Aber mit dem Paket wird keine gewerbliche Wohnung mehr gebaut als vorher", sagte Gollenz. Denn die Wohnbaumilliarde der Regierung wird, wie berichtet, in die gemeinnützige Wohnungswirtschaft fließen.

Die Vorhaben der Regierung sollten auch die gewerbliche Wohnungswirtschaft wieder ankurbeln, verlangen Vertreter der Branche.
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Ab wann und für wen?

Doch auch die gewerbliche Immobilienwirtschaft brauche Impulse, betonte Gollenz in der Pressekonferenz mit den Fachgruppenobmännern aus Wien und Niederösterreich, Michael Pisecky und Johannes Wild. Derzeit kaufe "überhaupt niemand" eine Immobilie, denn die Ankündigung der Regierung, die Grundbuch- und die Pfandrechtseintragungsgebühren für das erste Eigenheim zu streichen, lasse viele nun abwarten. "Wir müssen deshalb möglichst rasch wissen: Ab wann genau gilt das und für wen?", richtete Gollenz der Regierung aus. Nachsatz: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand."

Die drei Vertreter der gewerblichen Immobilienwirtschaft appellierten außerdem eindringlich an die Länder und an den Bund, rasch die Details der gestützten Darlehen für Häuslbauer und Wohnungskäuferinnen zu regeln. Das Paket der Regierung beinhaltet auch die Möglichkeit für die Länder, günstige Darlehen bei der Bundesfinanzierungsagentur abzurufen und sie in Häppchen von maximal 200.000 Euro an Häuslbauer und Wohnungseigentümer weiterzugeben, zu einem Zinssatz von maximal 1,5 Prozent. Der Bund bezuschusst dafür die Zinszahlungen der Länder.

Video: Regierung investiert eine Milliarde Euro in Wohnbau.
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"Günstige Darlehen auch für Wohnungen Gewerblicher"

Die Einzelheiten dieser Maßnahme, für die ein neues Zweckzuschussgesetz des Bundes nötig wird, würde man gerne möglichst bald wissen; jedenfalls sollte es auch für Käuferinnen und Käufer von Wohneinheiten gewerblicher Bauträger – also außerhalb der Wohnbauförderung – möglich sein, dieses Geld abzuholen, sagte Wild.

Positiv aufgenommen hat die Branche weitere Details des Wohnbaupakets: die befristete erhöhte Absetzung für Abnutzung (AfA) von Wohngebäuden, die verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten von Sanierungsmaßnahmen und die Verlängerung des absehbaren Zeitraums in der Liebhabereiverordnung. Das sei alles wunderbar, sagte Gollenz. Doch es brauche auch eine Überarbeitung der Normen im Baugewerbe, Eingriffe ins Wohnrecht und große Anstrengungen in Sachen Nachverdichtung des Bestands. Pisecky schätzt, dass es in Wien ein Potenzial von rund 60.000 neuen Wohneinheiten im Bestand der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft gäbe, und weitere 30.000 bis 40.000 im gewerblichen Bereich. "Mit einer Verpflichtung der Gemeinnützigen zu Nachverdichtung und Sanierung könnten auch gewerbliche Bauträger mitziehen, verdichten und in der Folge wirtschaftlich sanieren. Eine Win-win-Situation für den gesamten Immobilienmarkt und den Bodenschutz."

Leerstandsabgaben, die die Bundesregierung nun mit einer Verfassungsänderung für die Bundesländer leichter umsetzbar machen will, lehnt man in der gewerblichen Immo-Wirtschaft rundweg ab. Stattdessen wiesen Pisecky und Wild neuerlich darauf hin, dass es aus ihrer Sicht einen strengeren Blick der Länder auf "Wohnungshortungen von sozialem Wohnraum" bräuchte. (mapu, 6.3.2024)