Eigentlich sollte das Kaufhaus Lamarr an der Mariahilfer Straße 10–18 in Wien kommendes Jahr fertig werden. Doch angesichts des Untergangs von René Benkos Signa-Imperium und der Insolvenz der Projektgesellschaft steht die Baustelle seit kurz vor Weihnachten.

Das Lamarr-Kaufhaus auf der Wiener Mariahilferstraße.
Der Rohbau des Lamarr-Kaufhauses wäre fertig.
APA/HELMUT FOHRINGER

Nun wird die im Eigentum der Projektgesellschaft stehende Liegenschaft im siebenten Bezirk durch den Insolvenzverwalter im Rahmen eines strukturierten Bieterverfahrens verkauft. Das Projekt Lamarr umfasst nicht nur das geplante Luxuskaufhaus, sondern auch den Neubau eines Hotels, für das ursprünglich bereits ein Mieter gefunden worden war, und die bestehende Tiefgarage.

Für die Dachterrasse hat sich die Stadt außerdem eine öffentliche Nutzung mittels Servitutsvertrags ausbedungen – dieser ist zwar bis heute nicht unterschrieben, die öffentliche Nutzung am Dach sei aber notwendig für eine Fertigstellungsanzeige des Bauwerks, wird von offizieller Seite immer wieder betont.

Video: Verkaufsstart für Kaufhaus-Rohbau "Lamarr" in Wien.
APA

Rohbau ist fertig

Der Rohbau steht bereits, gut 30 bis 40 Prozent des Projekts sind laut Konkursantrag der Projektgesellschaft fertiggestellt. Auch die "Vormontagen der haustechnischen Anlagen und Fördertechniken" sind laut Aussendung bereits erfolgt.

Seit Monaten steht die Baustelle still. Im Bild die Einfahrt in der Karl-Schweighofer-Gasse.
Putschögl

"In der ersten Phase des Insolvenzverfahrens galt es, die fortgesetzte Sicherung der Baustelle zu organisieren. Durch den nunmehr eingeleiteten strukturierten Verkaufsprozess soll der bestmögliche Erwerber gefunden und die seit Monaten bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft des Projektes 'Lamarr' geklärt werden", so Insolvenzverwalter Clemens Richter in der Aussendung. Unterstützung beim Verkaufsprozess gibt es durch Bruno Ettenauer, den früheren Chef der CA Immo und der S Immo.

Büro oder Wohnen

Welche Szenarien sind an der Adresse nun denkbar? In den unteren Stockwerken könnte Handel laut Einschätzung von Roman Schwarzenecker vom Beratungsunternehmen Standort+Markt tatsächlich gut funktionieren, die oberen Etagen seien für den Einzelhandel aber immer schwierig, weil ihm die Kundinnen und Kunden auf dem Weg nach oben abhandenkommen. Rund 50 Prozent seien das pro Stockwerk, so eine Faustregel in der Branche.

Sinnvoller wären weiter oben laut dem Handelsexperten also Büros oder hochwertige Wohnungen - allerdings gibt das die Bauweise nicht her, und beim Wohnen würde es außerdem an der Widmung scheitern. Schwarzenecker hält es für denkbar, dass ein großes internationales Warenhaus-Unternehmen an der Mariahilfer Straße den Markteintritt wagt, etwa der thailändische Projektpartner der Signa, die Central Group, die 50 Prozent an der insolventen Projektgesellschaft hält und als Handels-Experte gilt. Interesse an dem Großprojekt hat in der Vergangenheit auch bereits der Handelskonzern Spar geäußert.

Die Liegenschaft ist mit Pfandrechten in Höhe von 390 Millionen Euro belastet, zugunsten von Bank Austria (295 Millionen) und Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (95 Millionen). Ein etwaiger Käufer müsste diese Schulden tilgen, in Kaufanboten ist das natürlich entsprechend zu berücksichtigen. (mapu, zof, 6.3.2024)