Stilecht: Jeans-Store-Betreiber Magdalena und Markus Budim setzen auch selbst auf Denim von Kopf bis Fuß.
Markus Budim

Straight, Bootcut oder doch Skinny? Soll die an den Oberschenkeln so weit sitzen? Woher kommt diese Falte? Es sind Fragen über Fragen, die sich Magdalena Budims Kundschaft täglich in der Umkleidekabine ihres Denim-Stores "The Budims", den sie mit ihrem Mann Markus vor sechs Jahren eröffnet hat, stellen. Dabei setzt die Wienerin nicht auf stumpfes Herumrechnen von Größen, sondern besinnt sich auf Grundlegendes: das Bauchgefühl. Inmitten von blassblauen bis grauen Jeansstapeln haben wir nachgefragt, wie man es schafft, langfristig Freude an einer Jeans zu haben.

STANDARD: Was heißt das überhaupt, wenn eine Jeans "gut passt"?

Budim: Da geht es einerseits darum, dass sie so sitzt, wie es die Brand vorgesehen hat. Andererseits sollte sie der Figur der Kundinnen und Kunden schmeicheln.

STANDARD: Auf welche Passform zielen Hersteller:innen bei momentan trendigen Modellen ab?

Budim: Ein Must-have sind gerade Low-Waist-Wide Leg-Modelle. Die sollten "loose" sein, also an der Hüfte eher tief sitzen und gern etwas Platz lassen. Manche haben auch einen leichten Baggy-Ansatz. Im Idealfall ist das Bein ab den Oberschenkeln schön weit und überlang, damit es am Schuh ansteht.

STANDARD: Wann schmeichelt uns eine Jeans?

Budim: Hart ausgedrückt, wenn sie den Körper nicht deformiert aussehen lässt. Sie soll nichts größer machen als es ist, was meiner Erfahrung nach vor allem Kundinnen rund um Hüften und Po wichtig ist. Kleinere Menschen brauchen beispielsweise Hosen, die sie optisch nicht stauchen.

STANDARD: Gibt es Körper, die besonders schwierig einzukleiden sind?

Budim: Sanduhrfiguren. Die meisten Brands bekommen die Kombination aus breiterer Hüfte und schmaler Taille nicht hin. Es sind ja quasi unterschiedliche Kleidergrößen in einer Jeans. Da hilft nur Durchprobieren. Auch besonders lange oder kurze Beine können herausfordernd sein.

STANDARD: Welche Rolle spielen markenspezifische Schnitte?

Budim: Oh, eine riesige! Gerade bei kleineren Brands merkt man, dass sie oft auf die typische Figur ihrer Landsleute ausgelegt sind. Wir haben viele holländische Marken, die für große Leute und Frauen mit wenig Hüfte schneiden. Die passen dann eben nur einem bestimmten Typ Mensch.

STANDARD: Wie ist das mit den Größenunterschieden je nach Marke?

Budim: Es ist die Regel, dass ein und dieselbe Person bei unterschiedlichen Marken und Schnitten auch unterschiedliche Größen braucht. Meine Taillengröße schwankt beispielsweise um bis zu drei Nummern.

STANDARD: Welchen Fehler machen Leute beim Jeanskauf?

Budim: Dass sie sich vorher keine Gedanken machen, was sie wollen. Wenn man vor einem Regal mit hundert Möglichkeiten an Farben und Schnitten steht und einfach wild drauflos probiert, wird's garantiert ein Chaos. Außerdem kaufen viele ohne Bauchgefühl ein.

STANDARD: Was hat Bauchgefühl mit Jeans zu tun?

Budim: Wenn man ein neues Kleidungsstück anprobiert und aus der Kabine kommt, weiß man doch sofort, ob das zu einem passt oder nicht. Entweder ich habe dieses Wow-Gefühl, oder bin unsicher, weil etwas nicht stimmt. Darauf sollte man hören und nicht zu versessen darauf sein, in einen bestimmten Fit zu passen. Vielleicht sind Boyfriend-Jeans halt einfach nicht dein Ding!

STANDARD: Was dann? Zurück zu den Skinny Jeans?

Budim: Ja, wieso auch nicht? Sicher sind die momentan nicht der letzte Schrei, aber ich finde es cool, wenn jemand seinem Style treu bleibt.

STANDARD: Ich habe schon öfter den Tipp bekommen, Jeans ein bisschen zu klein zu kaufen, weil sie mit der Zeit ausweiten. Ist das sinnvoll?

Budim: Ganz ehrlich, für mich ist das Schwachsinn. Am Ende zieht man sie dann nicht an, weil sie nach jedem Waschgang in die Ursprungsform zurückgeht und man immer wieder Probleme hat, reinzukommen. Sie zwickt am Bauch, und Hinsetzen wird zur Challenge. Angenehm ist das nicht. Vielleicht lässt sich dieser Tipp auf günstige Stretch-Jeans anwenden, bei Qualitätshosen mit niedrigem Elasthananteil trifft das nicht zu. Der Stoff sollte auch nicht unter Spannung stehen, da die Nähte sonst schneller kaputt werden.

STANDARD: Woran erkenne ich eine Qualitätsjeans?

Budim: An sorgfältig verarbeiteten Nähten und Nieten. Dafür dreht man die Hose am besten um und schaut sich das genau an. Günstige Jeans haben oft sehr künstliche Blautöne und unnatürliche Waschungen, das sind auch Marker für Qualität.

STANDARD: Wie kann eine Waschung natürlich sein?

Budim: Wenn die helleren Flächen und Abnutzungen an Stellen sind, wo sie durch häufiges Tragen entstehen und nicht einfach zufällig irgendwohin gemacht werden.

STANDARD: Apropos Waschen – wie oft müssen Jeans in die Waschmaschine?

Budim: So selten wie möglich. Alle paar Wochen reicht, noch besser wäre nur alle paar Monate. Lüften heißt hier das Zauberwort, aber man kann sie auch einfach ins Gefrierfach stecken.

STANDARD: Schnittlauch, Fischstäbchen und daneben Jeans?

Budim: Ja, so werden Keime abgetötet und der Stoff geschont. Hat man erst einmal die perfekte Hose gefunden, muss man sie auch pflegen. (Nina Schrott, 13.3.2024)