Harald Mahrer hat geliefert. Der Chef der Wirtschaftskammer warnt seit Monaten in Interviews davor, dass Österreichs Industrie durch eine Kombination aus hohen Energiepreisen, stark gestiegenen Lohnkosten und einer überbordenden Bürokratie unter Druck gerate und Betriebe abwandern würden.

Wenn wahr, hätte das schwerwiegende Konsequenzen. Ein guter Teil unseres Wohlstandes beruht darauf, dass Industriebetriebe hierzulande von Maschinen über Autoteile bis hin zu medizinischen Produkten alles Mögliche fertigen.

WKO-Präsident Harald Mahrer fürchtet um den Standort.
APA/GEORG HOCHMUTH

Bisher musste sich Mahrer vorhalten lassen, keine Belege für seine These zu haben, auch von dieser Zeitung. Das hat sich geändert: Die Wirtschaftskammer zeigt mit einer Umfrage unter 500 Betrieben, dass tatsächlich ein großer Teil der Unternehmen angibt zu überlegen, einen Teil seiner Produktion ins Ausland zu verlegen. 75 Prozent warnen vor einer Deindustrialisierung Österreichs, mehr als 40 Prozent sagen, Wertschöpfung bereits ins Ausland verlagert zu haben.

Es ist wichtig, diese Zahlen ernst zu nehmen – und einzuordnen. Letzteres bedeutet festzuhalten, dass die Studie zunächst nur zeigt, dass die Stimmung unter Betrieben schlecht ist. Wenn jemand angibt, eine Absiedelung zu erwägen, heißt das nicht, dass dies auch tatsächlich geschehen wird. Abzuwandern kostet Geld und ist risikoreich.

Mit solchen Drohungen wird politisches Kleingeld gemacht. Österreichs Industrie leidet zwar unter eine Konjunkturdelle, insgesamt produzieren die heimischen Betriebe aber heute um ein Fünftel mehr als vor zehn Jahren. Es besteht also kein Anlass für Alarmismus.

Zugleich müssen Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften die Entwicklung beobachten. Sollte sich in den wirtschaftlichen Kennzahlen die miese Stimmung niederschlagen, muss überlegt werden, ob es sinnvoll ist zu intervenieren und wie das geschehen kann. Aber so weit sind wir noch nicht. (András Szigetvari, 12.3.2024)