Wie geht es weiter mit der insolventen Signa? In den vergangenen Tagen wurde eine Treuhandlösung immer konkreter. Ein Treuhänder soll also alle Vermögenswerte kontrolliert abverkaufen und damit Notverkäufe unter Wert verhindern.

Der Signa-Insolvenzverwalter versucht im Gewirr die beste Lösung zu finden.
Der Signa-Insolvenzverwalter versucht im Gewirr die beste Lösung zu finden.
APA/ROLAND SCHLAGER

Der dritte Bericht von Signa-Prime-Sanierungsverwalter Norbert Abel zeigt nun erste Details des Vorhabens. Bei einer Zustimmung der Gläubiger und anschließender "strukturierter Verwertung" des gesamten Vermögens durch Treuhänder werde bis Ende des Jahres 2025 "eine 32-Prozent-Quote angenommen", heißt es in dem Bericht, der dem STANDARD vorliegt. Laut bisherigem Sanierungsplan ist eine Quote von 30 Prozent vorgesehen, zahlbar innerhalb von zwei Jahren. Im Gegensatz dazu laufe das Negativszenario auf eine Quote von neun Prozent voraus. Dieses Liquidationsszenario würde dann eintreten, wenn der Sanierungsplan nicht angenommen wird. Die Experten haben ihre Berechnungen für diesen Fall auf einen Verwertungszeitraum von neun Monaten ausgelegt, nach derartigen Fire-Sales hätte die Masse nur ein Vermögen von rund 600 Millionen Euro zu verteilen.

Damit der modifizierte Sanierungsplan umgesetzt werden kann, müssen Gläubiger und Insolvenzgericht zustimmen, der Termin dafür, die sogenannte Sanierungsplantagsatzung, findet am 18. März statt.

"Treuhandschaft angemessen"

Weiters heißt es in dem Bericht, dass die in Aussicht gestellte Treuhandschaft angemessen sei, weil den Gläubigern das gesamte verwertbare Vermögen der Prime zur Befriedigung ihrer Forderungen zur Verfügung gestellt würde. Darin inkludiert sind alle Immobilien, Ansprüche und Erlöse aus Verkäufen.

In Vorbereitung der Maßnahme sollen wie berichtet auch personelle Veränderungen bei der Signa Prime umgesetzt werden, diese Gesellschaft ist ja das Herzstück des insolventen Konzerns. Am 8. April sollen dann im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung der Prime sowohl der "verbesserte Sanierungsplan" mit den Gesellschaftern besprochen werden als auch "Änderungen im Aufsichtsrat" und "eine Änderung auf Vorstandsebene". In den Vorstand soll ein Immobilienexperte oder eine Immobilienexpertin dazu kommen, im Aufsichtsrat müssen der Vorsitzende Alfred Gusenbauer und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn ersetzt werden, sie haben ja ihren Rücktritt angekündigt. Wer in die Gremien einziehen soll. wird im Bericht zwar nicht ausgeführt, aber die Änderungen werden als äußerst notwendig erachtet: "Eine solche Ergänzung des Vorstands ist aus Sicht der Sanierungsverwalterin eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Restrukturierung des Unternehmens", heißt es.

Gläubigern winkt "Superquote"

Klar dürfte indes sein, wer zum Treuhänder bestellt wird: die Kanzlei des Prime-Insolvenzverwalters Norbert Abel. "Die Schuldnerin unterwirft sich bis zur Erfüllung des Sanierungsplans (...) der Überwachung durch einen Treuhänder", heißt es in dem dem STANDARD vorliegenden Bericht. "Zur Treuhänderin wird die Abel Rechtsanwälte GmbH bestellt". Der Schritt soll dazu führen, dass "die Insolvenzgläubiger auf ihre Forderungen eine Quote von 30 Prozent erhalten, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplans". Sollte durch die Verwertung des gesamten Vermögens und nach Abdeckung der 30-prozentigen Quote noch Geld übrigbleiben, würde das "zur vollständigen Befriedigung" der Gläubiger als sogenannte Superquote ausbezahlt werden.

Eine Fortführung der Signa Prime wäre bei Annahme des neuen Sanierungsplans nicht mehr möglich, denn: Verwertet werden sollen zugunsten der Insolvenzgläubiger eben ratzeputz alle Vermögenswerte, übrig bleiben würden also nichts. Im Bericht ist daher von einem "Liquidationssanierungsplan" die Rede. Wobei es – aus steuerrechtlichen Gründen – drei Prime-Töchter geben soll, die dem Treuhänder nicht übergeben werden. In diesem Töchtern stecken wichtige Assets der Prime, nämlich ihr Liegenschaftsportfolio in Deutschland und Italien, die Postsparkasse in Wien sowie das gesamte Warenhaus-Portfolio in Deutschland.

Weitere 4,5 Milliarden an Forderungen angemeldet

Die Ansprüche der Prime aus Gewinnen bzw. Liquidiation dieser Beteiligungen, sollen aber sehr wohl an den Treuhänder übergehen. Laut den Steuerrechtsexperten von EY drohte der Prime andernfalls ein Steuernachteil von rund 100 Millionen Euro.

Die Zahl der Gläubiger und die Höhe der Schulden der Signa Prime bleibt beachtlich und hat sich allein seit 26. Februar um rund 4,5 Milliarden Euro erhöht. "Das Forderungsvolumen hinsichtlich der verbleibenden 422 Forderungsanmeldungen beträgt insgesamt 10.799.031.668,37 Euro", also knapp elf Milliarden. Rund drei Milliarden davon wurden laut Bericht vom Insolvenzverwalter anerkannt. (Renate Graber, Joseph Gepp, 12.3.2024)