Messi, der Hund aus
Messi, der Hund aus "Anatomie eines Falls", im Publikum bei der 96. Oscarverleihung in Los Angeles.
REUTERS/Mike Blake

Des Menschen bester Freund, so heißt es in einer vielzitierten Lebensweisheit, ist bekanntlich der Hund. Das ist wahrscheinlich ein Blödsinn; weil erstens sollte man schon schauen, dass man eher Freundschaften zu anderen Menschen priorisiert. Und zweitens würde wohl auch der wohlerzogenste Wauwau sein Herrchen oder Frauchen für einen Napf, gefüllt mit saftigem Futter, im Stich lassen. Aber dass uns Hunde in Film und Fernsehen ganz besonders berühren, lässt sich nicht leugnen.

So war das auch im französischen Justizdrama "Anatomie eines Falls", das bei der Oscarverleihung 2024 mit dem Preis für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde. Filmhund Messi, der für seine Rolle als Begleithund Snoop bereits im Vorjahr in Cannes quasi mit der Goldenen Palme für Hunde ausgezeichnet wurde, zog während der Zeremonie die Blicke auf sich, als er dort, adrett herausgeputzt mit Fliege und Hollywood-Pupillen, in die Pfoten klatschte. Aber wie immer, wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, kommt jemand und will das zerstören.

Bereits während der Preisverleihung wies Chris Gardner, ein Kolumnist des Branchenmediums "The Hollywood Reporter" darauf hin, dass die Szenen wohl im Vorfeld aufgenommen wurden und man sie später eingespielt hat. Aber wie lassen sich dann die Reaktionen der versammelten Filmbranche erklären? Besonders dem als Vierbeinerfreund berüchtigten Ryan Gosling schien es Messi angetan zu haben. Kurz darauf revidierte Chris Gardner seinen Irrtum. Er sei "verwirrt" gewesen und habe zunächst gedacht, Messi sei nicht im Raum. Aber er lag falsch. "It was the real thing!"

Wenn in Hollywood etwas realistisch aussieht, lohnt es sich aber oft, doch genauer hinzusehen. Mittlerweile weiß man nämlich, dass Messi zwar wirklich anwesend war und die mehrstündige Zeremonie im Sitzen brav ertragen hat. Das allein ist ja schon eine unmenschliche Leistung. Aber unter seinem Sitz war ein Mann versteckt, dessen Job es war mit falschen Pfoten zu klatschen. Neben ihm saß seine Trainerin Laura Martin Contini.

Moderator Jimmy Kimmel war offensichtlich Fan von Messi. Das mag aber auch daran liegen, dass der eigentlich bestens ausgebildete Border Collie bereits im Vorfeld auf den Stern von Hollywoodstar Matt Damon auf dem Walk of Fame uriniert hatte. In der seit 2005 andauernden satirischen Fehde zwischen dem Moderator und dem Schauspieler positioniert sich der Vierbeiner wohl eindeutig auf der Seite von Jimmy Kimmel. Messi sieht in echt übrigens kleiner aus als im Film, damit hat er auch etwas mit seinem Schauspielkollegen Tom Cruise gemeinsam.

Eine Abwechslung zu den klassischen, mit Botox aufgespritzten Hollywoodgesichtern ist der haarige Mime auf jeden Fall. Ausnahmsweise kann man sich wieder freuen, ein neues Gesicht in Zukunft öfter zu sehen. Das kann man auch als Katzenmensch zugeben. (Jakob Thaller, 13.3.2024)