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Boeing betonte, bei den Untersuchungen zu kooperieren.
AFP/PATRICK T. FALLON

Chicago – Im Zuge von Ermittlungen zum Beinaheunglück mit einem herausgerissenen Rumpfteil bei einer Boeing-Maschine hat sich herausgestellt, dass der Flugzeugbauer keine Unterlagen zu Arbeiten an dem Fragment hat. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB betonte am Mittwoch, sie wisse nicht, wer das Rumpfteil im Boeing-Werk Renton abgenommen und wieder angebracht habe. Der Konzern könne keine Dokumentation dazu finden. Auch Boeing-Chef Dave Calhoun habe gesagt, der Flugzeugbauer habe keine Unterlagen dazu, schrieb NTSB-Chefin Jennifer Homendy in einem Brief an den Verkehrsausschuss des US-Senats.

Rumpffragment herausgebrochen

Bei dem Zwischenfall mit einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines war kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpffragment an der Reihe 26 herausgebrochen. Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen weitgehend mit einem Schrecken davon. Experten verwiesen aber auch darauf, dass durch einen glücklichen Zufall die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf leer geblieben waren und das Flugzeug noch in relativ geringer Höhe war.

Die NTSB geht nach ersten Untersuchungen davon aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem Rumpfteil gänzlich fehlten. Es gebe Hinweise darauf, dass das Fragment immer weiter hochgerutscht sei, bis es dann beim 154. Flug der Maschine herausbrach, sagte Homendy vor wenigen Tagen in einer Anhörung im US-Senat. Dabei war ihr vom Ausschuss auch auferlegt worden, schriftlich zu berichten, ob Boeing Unterlagen zu den Arbeiten am Rumpfteil liefere. Im Flugzeugbau ist es eigentlich üblich, Arbeitsschritte ausführlich zu dokumentieren. Boeing betonte am Mittwoch, man kooperiere bei den Untersuchungen.

Die NTSB hatte auch gehofft, durch Aufzeichnungen von Sicherheitskameras mehr über Arbeiten an dem Fragment zu erfahren. Doch Boeing habe mitgeteilt, dass die Aufnahmen inzwischen überspielt worden seien. Der Konzern verwies am Mittwoch darauf, dass die Aufzeichnungen nach 30 Tagen automatisch von neuen Mitschnitten überspielt würden – und die Maschine sei im September im Werk gewesen und im Oktober ausgeliefert worden.

Untersuchung des Pilotensitzes nach Sinkflug

Es gibt darüber hinaus noch weitere Entwicklungen rund um Boeing. Bei einer anderen Untersuchung geht es um einen plötzlichen Sinkflugs eines Boeing Dreamliners. Mindestens 50 Menschen wurden am Montag verletzt, als eine Boeing 787-9 Dreamliner der Fluggesellschaft Latam Airlines auf dem Flug von Sydney nach Auckland, Neuseeland, plötzlich absackte.

Einem Bericht zufolge gerät hier der Pilotensitz ins Visier der Ermittler. "Eine Bewegung des Sitzes hat die Neigung des Flugzeugs nach unten verursacht", berichtete das Fachmagazin "Air Current" am Mittwoch unter Berufung auf einen ranghohen Sicherheitsbeamten der Fluggesellschaft.

Nach den vorliegenden Informationen gehe man davon aus, dass die Sitzbewegung durch den Piloten verursacht und nicht beabsichtigt gewesen sei. Allerdings werde auch die Möglichkeit eines elektrischen Kurzschlusses geprüft, hieß es unter Berufung auf einen zweiten Insider. Der Airbus-Rivale werde die Betreiber der 787 über den Vorfall informieren, hieß es in dem Bericht. Dies könne darauf hindeuten, dass es sich um ein flottenweites Problem handle. Boeing lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters ab und verwies stattdessen auf die Untersuchungsbehörden. (APA, 14.3.2024)