Robert Klauß.
Robert Klauß will nicht mehr, dass man über die Derby-Verfehlungen von Teilen seiner Mannschaft, Teilen seines Betreuerstabs und seines Geschäftsführers redet.
APA/EVA MANHART

Wien – Auch vor dem Meistergruppen-Start in der Fußball-Bundesliga dreht sich bei Rapid vieles um die verbalen Entgleisungen nach dem Derby am 25. Februar. Am Montag war mit einem Abzug von zwei Punkten für die kommende Saison eine neue Bestrafung bekannt geworden. "Jetzt haben wir wieder eine neue Woche, wo wieder neue Themen auftreten, wo es wieder in die Richtung geht, dass das Spiel davon beeinflusst wird. Irgendwann ist dann auch einmal gut", sagte Rapid-Trainer Robert Klauß.

Schon die Vorbereitung auf die vergangenen zwei Partien sei durch die Thematik massiv beeinflusst worden. "Nicht nur sportlich, sondern auch von der Stimmungslage und von den Themen, die wir hatten und von der Ablenkung. Jetzt ist es langsam so, dass wir es nicht mehr irgendwie positiv nützen können als Mittel. Jetzt ist es so, wir wollen einfach Fußball spielen", verlautete der Deutsche in einer flammenden Rede. "Die Sau wurde nun genug durchs Dorf getrieben."

"Unsere Jungs sind charakterlich einwandfrei, sie sind nicht homophob, sie sind nicht fremdenfeindlich, sie haben sich einfach scheiße verhalten, es war eine verbale Entgleisung, die nicht zu entschuldigen ist. Das wissen sie ganz klar, dass sie einen Riesenfehler gemacht haben. Trotzdem trennt bitte Verhalten von Charakter. Es war ein Scheißverhalten, aber es sind keine schlechten Menschen", sagte der 39-Jährige.

Grüll: "Ein Riesenfehler"

Das unterstrich auch Offensivspieler Marco Grüll in einem Rapid-Podcast. "Es war ein Riesenfehler, ein Riesenblödsinn, darf nicht passieren, darf keinen Platz haben. Es tut uns unendlich leid, ich wollte nie einen Menschen damit verletzen oder diskriminieren." Wichtig sei, dass es solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr geben werde. "Wir werden an Maßnahmen arbeiten, ein ganz klares Zeichen setzen, dass das nicht geht, weil es ist wichtig, dass sich jeder Mensch wohlfühlen darf auf dieser Welt."

Laut Klauß habe man sich als Verein klar positioniert, intern seien bereits sehr viele Gespräche geführt und sehr viel gemacht worden. "Aktuell habe ich aber ganz eindeutig das Gefühl, dass jeder die Chance nutzt, mit dem Finger auf uns zu zeigen. Es wird immer wieder angeheizt, weil sich jeder dazu bemüßigt fühlt, sich dazu zu äußern. Egal aus welcher Ecke er hervorkommt", ärgerte sich Rapids Trainer. Jahrelang sei das kein großes Thema gewesen, habe sich keiner etwas geschert bei homophoben Fangesängen oder verbalen Entgleisungen. "Und auf einmal darf sich jeder zu Wort melden."

Das müsse nun endlich ein Ende haben. "Da müssen wir als Verein einmal sagen: 'Stopp an dieser Stelle'", so Klauß. Den Abzug von zwei Punkten habe er einfach zur Kenntnis genommen. "Ich habe mir null Gedanken gemacht, es ist noch sehr weit, wir haben jetzt unsere Ziele, und es ist noch immer ein laufendes Verfahren, wo das Urteil nicht bestätigt ist. Es liegt bei unseren Juristen, der Geschäftsführung. Ich nehme eh alles, wie es kommt", sagte Klauß.

Turbulente Amtszeit

Dabei musste er in seinen ersten Monaten als Rapid-Trainer schon viel Kurioses erleben. "Ich habe hier in vier Monaten mehr erlebt als andere in vier Jahren", betonte der Deutsche. "Ich bin nach Tirol gefahren, musste wieder zurückfahren und zwei Tage später wurde auf Schnee gespielt. Ich bin in der Türkei und es kommt ein Schiedsrichter, der keine Lizenz hat. Danach das Derby, dann werden vier Spieler gesperrt. Wir spielen letzten Spieltag in Klagenfurt und beiden reicht ein Unentschieden. Also ganz ehrlich, was soll noch passieren, mich kann wenig schocken aktuell. Dann kommen zwei Punkte Abzug, ist halt so."

Immerhin hat er im Gegensatz zum 1:1 in Klagenfurt am Freitag zu Hause gegen den LASK mit Maximilian Hofmann und Terence Kongolo zwei zuletzt gesperrte Akteure wieder zur Verfügung. Kapitän Guido Burgstaller, Grüll und Thorsten Schick müssen weiter wegen der verbalen Fehltritte, die durch veröffentliche Videos publik geworden waren, zuschauen. (APA, 14.3.2024)