Linz – Ist die KPÖ eine Partei wie jede andere? Eine Partei, die einfach bei der nächsten Nationalratswahl antreten und so spektakuläre Zugewinne verbuchen könnte wie die kommunistische Stadtpartei in Salzburg? Auf die erste Frage, ob die KPÖ eine Partei wie jede andere sei, gibt es eine statistisch gut abgesicherte Antwort: 29 Prozent der repräsentativ ausgewählten und von Market befragten Wahlberechtigten sagten in der Vorwoche, dass die KPÖ eine Partei wie die anderen auch sei – 37 Prozent widersprachen, der Rest mag sich nicht festlegen.

Kay-Michael Dankl hat für die KPÖ in Salzburg ein sensationelles Ergebnis eingefahren. Laut aktueller STANDARD-Umfrage reicht es bundesweit jedoch nicht für den Einzug ins Parlament.
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Drei Prozent reichen nicht

Die zweite Frage muss anhand einer Hochrechnung zur Sonntagsfrage beantwortet werden. In der monatlich für den STANDARD durchgeführten Politikumfrage des Linzer Market-Instituts kommen die Kommunisten auf drei Prozent. Das ist zwar etwas mehr als in der Februar-Welle, würde aber wahrscheinlich nicht für einen Einzug in den Nationalrat reichen, sagt Market-Politikforscher David Pfarrhofer: "Die KPÖ ist seit 1945 bei jeder Nationalratswahl angetreten, manchmal in Wahlbündnissen. Aber seit 1959 hat sie kein Mandat mehr erreichen können. Und in der aktuellen Hochrechnung kommt sie auf drei Prozent – das ist viel, wenn man bedenkt, dass sie 2019 nur 0,7 Prozent erreicht hat. Aber für eine Rückkehr in den Nationalrat reicht das nach aktuellen Zahlen nicht."

Pfarrhofers Hochrechnung sieht derzeit so aus:

DER STANDARD ließ auch erheben, welche Parteien von den Wahlberechtigten als Teil des politischen Spektrums gesehen werden – und da wird die MFG von 61 Prozent als außerhalb des politischen Spektrums in Österreich gesehen. Damit ist die Ablehnung noch größer als für die FPÖ, die am stärksten polarisiert: 47 Prozent sehen sie außerhalb des politischen Spektrums, 42 innerhalb. Besonders SPÖ- und Grünen-Wähler würden die Freiheitlichen ausgrenzen, zeigt die Detailauswertung.

Über die Kommunisten sagen 43 Prozent, dass sie die KPÖ nicht im politischen Spektrum sehen wollen, 40 Prozent sehen sie durchaus innerhalb. Diese Zahlen sind seit Oktober 2023 kaum verändert. Die höchste Anerkennung findet die SPÖ (70 Prozent sehen sie im politischen Spektrum, 18 Prozent nicht) vor der ÖVP: 65 Prozent sehen die Kanzlerpartei im Spektrum, 25 Prozent (da treffen sich besonders SPÖ- und FPÖ-Wähler in ihrem Urteil) nicht.

Forderung nach Distanzierung

Und was denken die österreichischen Wahlberechtigten über die Kommunisten? DER STANDARD ließ den Befragten eine Liste vorlegen – und die häufigsten Antworten besagten, dass sich die KPÖ auf ihr Kernthema "leistbares Wohnen" konzentrieren solle. Knapp jeder zweite Umfrageteilnehmer rege aber an, dass sich die KPÖ von der ehemaligen UdSSR und von Russland distanzieren möge. 45 Prozent erhoben die (wenig realistische) Forderung, die KPÖ solle sich von ihrem Kerngeschäft, dem Kommunismus, absetzen.

Ein Drittel der Befragten gesteht den Kommunisten zu, dass sie sich durch ihre Arbeit in den Bundesländern und größeren Städten bewährt habe – dieser Wert ist gleich hoch wie jener, der in diesem Punkt 2021 in Vergleichsumfragen der ÖVP zugestanden wurde.

Dass die Erfolge der KPÖ international einen Imageschaden bedeuten könnten, wie das vor allem von der ÖVP befürchtet wird, wird in der Bevölkerung nur teilweise geteilt: Selbst eine allfällige Beteiligung der KPÖ an der Bundesregierung wird nur von 28 Prozent als möglicher Imageschaden wahrgenommen. Auch hier sind die Werte auf einem ähnlichen Niveau wie jene für die ÖVP, nur für die FPÖ sind sie deutlich höher. 18 Prozent der Befragten meinen sogar, die KPÖ solle der nächsten Bundesregierung angehören.

Andererseits werden die historischen Verdienste der KPÖ – etwa bei der Wiedererrichtung der Republik 1945 – nur von jedem Elften gesehen. 46 Prozent der Befragten sehen diese Verdienste überhaupt nicht. (Conrad Seidl, 18.3.2024)