Michael Gregoritsch
Michael Gregoritsch und seine Teamkollegen planen bei der EM große Sprünge. Das wollte in Marbella trainiert und in Bratislava geprobt werden.
APA/ROBERT JAEGER

EM-Testmatch im Ticker: Slowakei vs. Österreich, Sa., 18 Uhr

Die fünf intensiven Tage im Marbella sind absolviert, am Freitagvormittag fand dort noch das Abschlusstraining statt. Anschließend flog die österreichische Fußballnationalmannschaft nach Bratislava, um am Samstag im Nationalstadion sich selbst und auch Gastgeber Slowakei zu testen (18 Uhr, ORF 1). Teamchef Ralf Rangnick war mit dem Beisammensein in Spanien zufrieden, der 65-jährige Deutsche lobte das große Engagement, wobei er natürlich fix damit gerechnet hat. "Da war Feuer drin.“ Das ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, eine Form von Automatismus.

Lienhart fällt aus

Ganz unfallfrei ist der Lehrgang nicht verlaufen, Freiburg-Legionär Philipp Lienhart fällt aufgrund von Schmerzen im linken Knie aus. Der Innenverteidiger steht auch am Dienstag in Wien gegen die Türkei (20.45 Uhr, ORF 1) nicht zur Verfügung. Sollte es einen Verletzungsteufel geben, hat es der Widerling auf Österreichs Auswahl abgesehen. Kapitän David Alaba ist nach seinem Kreuzbandriss an der EM wohl nur passiv beteiligt, Sasa Kalajdzic (ebenfalls Kreuzbandriss) ist nicht einmal ein Randthema. Marko Arnautovic, der Marbella nicht bereichern konnte, laboriert an fast schon chronischen muskulären Problemen, aber zumindest als Teilzeitstütze ist der Rekordinternationale vorgesehen. Auch im Interesse von Inter Mailand.

"Wir freuen uns, dass das EM-Jahr losgeht", sagte Rangnick noch in Spanien. Es wurde in taktischen Bereichen gearbeitet. "Die Zeit des Experimentierens ist vorbei. Dinge, die wir gut gemacht haben, müssen wir weiterhin gut machen. Ich glaube nicht, dass wir allzu viel Neues ausprobieren müssen. Es gilt, die Stärken zu stärken. Natürlich versuchen wir, das Ganze auf noch höheres Temponiveau zu bringen.“

Das Ergebnis gegen die Slowakei sei überhaupt nicht zweitrangig. "Wir spielen, um uns zu messen und zu gewinnen. Wir wollen uns von der besten Seite zeigen." Das Beste und somit die eigene Messlatte war am 21. November des Vorjahrs das freundschaftliche 2:0 gegen Deutschland. Mittelfeldspieler Konrad Laimer sagt: "Das ist unser Anspruch. Wir müssen mit dem gleichen Mindset in die Partie gegen die Slowakei gehen. Wir brauchen nichts neu erfinden."

Keine Experimente

Bratislava ist eine Art Vorspielen, ein Schaulaufen. Natürlich nicht für Laimer, auch nicht für Marcel Sabitzer, Christoph Baumgartner oder Michael Gregoritsch. Die und einige andere sind absolute Leistungsträger, haben ihr EM-Leiberl fix. Der Kader muss am 7. Juni bekanntgegeben werden, am Tag danach steigt in St. Gallen die Generalprobe gegen die Schweiz. Es gibt also noch drei Möglichkeiten, den Teamchef vom Können zu überzeugen. Slowakei, Türkei und am 4. Juni Serbien im Happel-Stadion. Der Platz ist begrenzt, nur 20 Feldspieler und drei Torhüter dürfen nach Deutschland, der europäische Verband Uefa hat die Kadergrößen reduziert. Da der Stamm steht, sind maximal drei Tickets zu haben. Der Verletzungsteufel könnte darauf Einfluss nehmen, holt er sich etwa drei Innenverteidiger, muss man an dieser Position nachschärfen.

Mittelstürmer und Freigeist

Stürmer Gregoritsch sollte er in Ruhe lassen, der 29-jährige Freiburg-Legionär ist treffsicher und somit ein absoluter Hoffnungsträger. "Das ist ein Riesenkompliment. Ich lechze nach der EM." Gemeinsam mit Baumgartner, der den offensiven Freigeist mimt, ist der Mittelstürmer gesetzt. Der 24-jährige Baumgartner, der in Leipzig nur Joker ist, hat einen Prozess durchgemacht. "Man ist nicht von heute auf morgen Führungsspieler. In erster Linie funktioniert das über Leistung. Du musst authentisch sein, deine Meinung kundtun." Baumgartner hat elf Tore in 34 Länderspielen erzielte, das ist eine beachtliche Quote von 0,32 pro Partie. Rangnick wird in Bratislava selbstverständlich auf dieses Duo setzen. Es ist ja quasi eine Doppelveranstaltung mit zweitägiger Pause (Slowakei und Türkei), möglichst viele Spieler sollen zumindest eine Halbzeit lang zum Einsatz kommen. Also wird etwa der erst 20-jährige Rapid-Verteidiger Leopold Querfeld debütieren.

Vorteil für Wales

Am Dienstagabend wird auch geklärt, wer nach Frankreich und den Niederlanden der dritte EM-Gegner ist. Infrage kommen Wales und Polen, der Showdown steigt in Cardiff. Die erste Runde des Playoffs haben die beiden mustergültig absolviert, die Polen deklassierten die Esten 5:1, die Waliser die Finnen 4:1. Aufgrund des Heimvorteils sieht Rangnick "leichte Vorteile für Wales". 2024 stehen für Österreich zumindest 13 Länderspiele an, Bratislava ist der Anfang. Es könnten im Idealfall 17 werden. Denn eine EM hat ein Achtel-, ein Viertel- und ein Halbfinale. Sowie ein Endspiel. Realistisch ist das – unabhängig vom Verletzungsteufel – nicht. Laimer sagt: "Alle sind heiß."

Die Bilanz gegen die Slowakei, die Nummer 48 der Rangliste (Österreich liegt auf Platz 25) ist nicht brandheiß, sondern ausgeglichen: je ein Sieg und drei Unentschieden. (Christian Hackl, 22.3.2024)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-Testspiel zwischen der Slowakei und Österreich am Samstag:

Slowakei – Österreich (Bratislava, Narodny futbalovy stadion, 18.00 Uhr / live ORF 1, SR Farrugia Cann / MLT)

Slowakei: Dubravka (Newcastle United) – Pekarik (Hertha BSC), Gyömber (US Salernitana), Obert (Cagliari), Hancko (Feyenoord Rotterdam) – Benes (Hamburger SV), Lobotka (SSC Napoli), Duda (Hellas Verona) – Mak (FC Sydney), Bozenik (Boavista Porto), Haraslin (Sparta Prag)

Ersatz: Rodak (Fulham), Ravas (New England Revolution) – M. Tomic (Slavia Prag), Kmet (AS Trencin), De Marco (Hatta Club/VAE), Nemcik (Rosenborg Trondheim), Holly (FK Jablonec), Kucka (Slovan Bratislava), Hrosovsky (KRC Genk), Rigo (Banik Ostrava), Suslov (Hellas Verona), Sauer (Feyenoord Rotterdam), Duris (Ascoli), Tupta (Slovan Liberec)

Es fehlen: Skriniar (Knöchel-OP), Bero (Knieprobleme), Vavro (Adduktorenverletzung), Polievka (Oberschenkelverletzung), Satka (Knöchelverletzung), Schranz (Leistenprobleme), Cavric (bei Club in Japan)

Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/15 Länderspiele) – Posch (Bologna/28/1 Tor), Danso (RC Lens/16/0), Wöber (Borussia Mönchengladbach/21/0), Mwene (FSV Mainz/9/0) – Seiwald (RB Leipzig/20/0), X. Schlager (RB Leipzig/40/3) – Laimer (Bayern München/32/4), Baumgartner (RB Leipzig/34/11), Sabitzer (Borussia Dortmund/77/17) – Gregoritsch (SC Freiburg/51/12)

Ersatz: Pentz (Bröndby IF/4), Lawal (LASK/0) – Lainer (Borussia Mönchengladbach/38/2), Daniliuc (Red Bull Salzburg/1/0), Querfeld (SK Rapid/0), Grillitsch (1899 Hoffenheim/40/1), Prass (Sturm Graz/3/0), Schmid (Werder Bremen/7/0), Seidl (SK Rapid/3/0), Cham (Clermont Foot/2/0), Lang (SK Rapid/0), Wimmer (VfL Wolfsburg/8/0), Entrup (TSV Hartberg/1/0), Weimann (West Bromwich Albion/21/1)

Es fehlen: Lienhart (Knieprobleme), Alaba, Kalajdzic (beide Kreuzbandriss), Arnautovic (Muskelverletzung im Oberschenkel), Trauner (Oberschenkelverletzung), Baidoo (Syndesmoseriss im Sprunggelenk), Sarkaria (Knöchelbruch)