Lustig, lustig, saufen. Die Animateurinnen Eva (Flomaria Papadaki) und Kalia (Dimitra Vlagopoulou) drücken auf die Tube.
Lustig, lustig, saufen. Die Animateurinnen Eva (Flomaria Papadaki) und Kalia (Dimitra Vlagopoulou) drücken auf die Tube.
Viennale

So träge der Spielfilm über eine griechische Tourismusinsel von Sofia Exarchou auch beginnt, bald schon wird man in "Animal" Teil der darin porträtierten Gruppe aus Animateuren, die in einem großen Hotel ihre Kunststücke aufführen. Im Zentrum steht Kalia (fesselnd: Dimitra Vlagopoulou), eine der erfahrensten Tänzerinnen der Gruppe. Neun Jahre ist sie schon dabei, verrät sie der neu ankommenden Eva (Flomaria Papadaki) mit dem traurig-schönen Gesicht. Wie Eva hat Kalia eine Familie, über die man nur erfährt, dass beide Frauen früh die Flucht ergriffen haben und nie wieder zurückmöchten. Mit 16 sind sie abgehauen in die große weite Welt und bei dieser bunten Akrobatentruppe gestrandet. Wie Treibholz am Strand.

Das fahrende Volk

Ihr Publikum ist das fahrende Volk. Die Touristen kommen Jahr für Jahr auf die griechische Insel, um vor allem eines zu haben: Spaß. Dafür sind Kalia und ihre Kameraden da: teils mit sehr ausgeklügelten Tanzperfomances, teils mit unterirdischen Saufpartys.

Filmgarten

Kalia und Eva hauen sich voll hinein in das auszehrende Leben, doch es hinterlässt Spuren. Ist Evas Sex mit dem Kollegen tatsächlich einvernehmlich? Zu wem gehört das kleine Mädchen, das Teil der Gruppe ist? Und wer kümmert sich hier eigentlich um wen? Als Kalia dann in Voodoo Jürgens einen zärtlichen österreichischen Touristen trifft, bricht die Fassade auf, und sie kann sich fallenlassen. Aber nur kurz, denn am nächsten Morgen geht die Unterhaltungs-Revue wieder weiter – so lange, bis es eben nicht mehr geht. Ein feinfühlig beobachteter Film über ein Leben am All-inclusive-Abgrund. (Valerie Dirk, 2.4.2024)