Elon Musk in Peking. China kam dem Tesla-CEO mit günstigen Krediten entgegen und passte sogar das nationale Emissionsgesetz für Tesla an.
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Die Geschichte geht so: Als Elon Musk im Jahr 2020 die Tesla-Gigafactory in Schanghai eröffnete, begann er plötzlich zu tanzen. Musk hatte Grund zum Feiern. Einige Jahre zuvor sah es kurz so aus, als würde Tesla scheitern. Da setzte Musk alles auf China: Billige Teile und fähige Arbeitskräfte sollten der noch jungen E-Auto-Industrie auf die Sprünge helfen, wie die "New York Times" (Paywall) berichtet.

Die chinesische Führung bekam eine Tesla-Fabrik in China. Musk bekam eine Flaggschifffabrik, die heute für mehr als die Hälfte der weltweiten Tesla-Produktion und damit einen Großteil der Gewinne verantwortlich ist. Anfangs schien Musk der Gewinner des Deals mit der chinesischen Regierung zu sein, heißt es in dem Bericht.

Doch nun gerät Tesla zunehmend in Schwierigkeiten und verliert seinen Vorsprung vor der chinesischen Konkurrenz auf dem Markt, den Elon Musk mit geschaffen hat. Aber: Teslas Schwenk nach China hat Musk auch in einer Weise an Peking gebunden, die jetzt von US-Politikern sehr kritisch beäugt wird.

Ungewöhnlich viele Zuckerl

Tatsächlich soll Musk zahlreiche Vorteile von der chinesischen Regierung bekommen haben. Verdächtig viele Vorteile. So änderte die chinesische Regierung die nationalen Emissionsvorschriften, damit die Fabrik in Schanghai gebaut werden konnte.

Musk erhielt auch Zugang zu hochrangigen Führungskräften in China, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Der Milliardär arbeitete eng mit Li Qiang in Schanghai zusammen, dem heutigen Premierminister in China. Das Werk in Schanghai wurde in Windeseile und ohne einen lokalen Partner aufgebaut – eine Premiere für ein ausländisches Autounternehmen in China. Während Musk in China Vorteile genoss, erhielt er gleichzeitig Subventionen von den USA, was den Kritikern noch mehr Wind in die Segel bläst.

Was in den USA auch nicht besonders gut ankommt, ist die Tatsache, dass Tesla in den Vereinigten Staaten Wirtschaftsförderungen kassierte, die möglicherweise für den Bau der Fabrik in Schanghai verwendet wurden, zumindest wird das in dem Bericht angedeutet. Musk hat darüber hinaus mehrfach angedeutet, dass US-Arbeiter faul seien. Tesla sieht sich aktuell in den USA sowie in Europa Behördenverfahren zum Umgang mit Arbeitskräften ausgesetzt. Lästigen Arbeitnehmerschutz muss Musk in China nicht befürchten: Nachdem im vergangenen Jahr ein Tesla-Arbeiter in der Fabrik Schanghai erdrückt wurde, verschwand plötzlich ein Bericht über potenzielle Sicherheitsmängel im Werk und wurde offline genommen.

Tesla ist also wirtschaftlich von China abhängig, während die Konkurrenz in Form von BYD oder SAIC droht, Tesla den Rang abzulaufen. Günstige chinesische Elektroautos, die auch optisch stark an die Designsprache von Tesla angelehnt sind, drängen nun auch auf den europäischen Markt. Tesla musste mehrmals den Preis der eigenen Autos nach unten korrigieren. Nachdem die Verkäufe in China weiter zurückgegangen waren, gab die Tesla-Aktie nach. Das kostete Musk den Titel des reichsten Menschen der Welt, aktuell ist der 52-Jährige "nur" noch die drittreichste Person des Planeten.

Günstige Kredite

Tesla soll in China auch handfeste finanzielle Vorteile genossen haben. So sollen staatliche Banken dem US-Unternehmen Kredite über elf Milliarden Yuan (rund 1,5 Milliarden Dollar) gewährt haben. Die Zinsen sollen laut dem Bericht der "Times" so günstig gewesen sein, dass selbst Mitglieder der chinesischen Regierung gegen die Bevorzugung Teslas protestiert haben.

Jetzt wollen US-Politiker der Frage nachgehen, ob Musk nicht zu sehr den Interessen Chinas dient und wie sehr der Milliardär Tesla von seinen anderen Unternehmen abgrenzen kann. Das US-Pentagon hat selbst Verträge mit Space X, das ebenfalls Musk gehört, und das weltweite Satelliteninternet nahezu vollständig kontrolliert. Musk gehört auch die Social-Media-Plattform X (vormals Twitter), die auch für chinesische Desinformationskampagnen genutzt wird. Der Milliardär soll in außenpolitischen Fragen eine klare Präferenz für die chinesische Sicht auf die Welt gezeigt haben. Er hat Chinas Argumente dafür weitergetragen, warum es Taiwan übernehmen sollte. Musk relativierte darüber hinaus den chinesischen Umgang mit mehrheitlich muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang. Als andere Unternehmen sich aus der Gegend zurückzogen, eröffnete Musk dort eine Ladeinfrastruktur, die er die Tesla-Seidenstraße nannte.

Musk: "Bin pro China"

Musk wurde während des Dealbook Summit der "New York Times" auf die Kritik angesprochen. Er meinte, dass jeder Autobauer teilweise auf China angewiesen sei. Space X und Starlink seien aber völlig andere Unternehmen, die nicht auf dem chinesischen Markt präsent sind und allein schon deshalb nichts mit den Geschäften von Tesla zu tun hätten. In einer Online-Besprechung mit zwei Politikern des US-Kongresses im Juli des Vorjahres wurde Musk etwas direkter: Er räumte ein, "einige Interessen" in China zu haben, und bezeichnete sich selbst als "irgendwie pro China".

Auf Weibo, einer chinesischen sozialen Plattform, postete Musk ein Foto, das ihn beim Händeschütteln mit dem chinesischen Staatsoberhaupt zeigt. "Möge es Wohlstand für alle geben", schrieb er. Weder Tesla, Space X noch Musk selbst haben sich zu den Vorwürfen geäußert. (pez, 28.3.2024)