Blick auf eine Hochspannungsleitung
Erstmals gibt es einen integrierten Netzinfrastrukturplan für Österreich. Ohne breite Unterstützung, auch seitens der Bevölkerung, wird der Plan aber wenig bringen.
APA/EVA MANHART

Man wähnt sich in Schilda, jedenfalls nicht in Fischamend oder einem anderen sonnigen bzw. windigen Platzl in Österreich. Da wird seit vielen Jahren mit viel, viel Geld die Energiewende angeschoben, und dann müssen Windräder stillgelegt und Photovoltaikanlagen gedrosselt werden, weil sie zu gewissen Zeiten zu viel Strom erzeugen. Das ist ein Teil der Wahrheit und verrückt genug.

Der andere, viel ärgerlichere Teil der Wahrheit ist, dass es an den fehlenden bzw. zu schwachen Leitungen liegt, warum zu solch grotesken Notmaßnahmen gegriffen werden muss. Die Stromnetze sind schlicht nicht ausgelegt für die vielen neuen, dezentralen Kraftwerkseinheiten, die mittlerweile auf Wiesen und Dächern elektrische Energie produzieren.

 Das wissen wir schon lange

Noch immer nicht ausgelegt, ist man versucht zu sagen. Denn dass erneuerbare Energien die Zukunft sind und möglichst rasch fossile CO2-Schleudern ersetzen sollen, wissen wir nicht erst, seit uns dieser Tage Sommertemperaturen früh wie nie das Schwitzen lehren.

Sehenden Auges ist man in diese Misere hineinmarschiert. Kein größerer Wind- oder Solarpark ohne Beisein der lokalen oder überregionalen Politik; wenn es aber um den Bau von Leitungen geht, ducken sich die Verantwortungsträger, weil dies wenig populär ist, immer noch weg. Nun liegt endlich ein integrierter Netzinfrastrukturplan auf dem Tisch. Ein Selbstläufer ist das noch nicht. Dazu bräuchte es ein breites politisches Bekenntnis zum Leitungsbau. Das aber fehlt noch. (Günther Strobl, 8.4.2024)