Ein Schelm, wer sich dabei Böses denkt: Just am Abend vor der Verkündigung der Abstimmungsergebnisse über den KV für das AUA-Bordpersonal legt die AUA vorläufige Zahlen zum Geschäftsverlauf vor. Die AUA verweist hingegen auf die Mutter Lufthansa, die ebenfalls am Montag Zahlen publizierte. Das endgültige Ergebnis wird jedenfalls Ende April publiziert. Die traditionell schwachen Wintermonate für Fluglinien bescheren der Lufthansa-Tochter einen Verlust (bereinigtes Betriebsergebnis Ebit) von 122 Millionen Euro.

Hauptgründe für den über den Erwartungen liegenden Verlust seien aber "der direkte finanzielle Schaden" aufgrund von gewerkschaftlichen Betriebsversammlungen und Streiks (rund 26 Mio. Euro), die dadurch entstandene Buchungszurückhaltung (rund zehn Mio. Euro) sowie gestiegene Standort- und Personalkosten, erklärte die Lufthansa-Tochter. Und: Die Auswirkungen der gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen hätten "zum zweitschlechtesten Q1-Ergebnis der Unternehmensgeschichte" geführt. Man rechne auch aufgrund der entstandenen massiven Verunsicherung bei Kundinnen und Kunden zudem mit einer enormen Belastung des Jahresergebnisses. Für das Gesamtjahr 2024 würde die bisher angestrebte Gewinnmarge von rund fünf Prozent (2023: 5,4 Prozent) somit nicht mehr erreicht werden können.

AUA-Mitarbeiter während einer Betriebsversammlung.
Das fliegende Personal fühlt sich vor allem im Vergleich zu den Konzernschwestern finanziell schlecht behandelt.
APA/ROBERT JAEGER

Zur Erinnerung: Noch im März zeigte sich AUA-Chefin Annette Mann positiv gestimmt, wenn sie auch deutlich vor Übermut warnte. Die AUA flog im vergangenen Jahr wieder deutlich in die Gewinnzone. Das letzte Jahresviertel sei mit einem Verlust von 17 Millionen Euro wegen der Nahostkrise "schwächer ausgefallen, als wir uns das vorgestellt haben", sagte Mann im März. Im Gesamtjahr 2023 lag der Gewinn (bereinigtes Betriebsergebnis Ebit) dennoch bei 127 Millionen Euro, die hohe Reiselust der Menschen sorgte für einen Umsatzanstieg von 1,87 Milliarden auf 2,34 Milliarden Euro.

Zuletzt gab es vor allem Brösel. Die Gewerkschaft Vida verlangte mit Blick auf die positive Entwicklung saftige Gehaltserhöhungen von bis zu 40 Prozent beim Bordpersonal. Das AUA-Management konterte: Wirtschaftlich gehe sich das nicht aus. Für den Fall, dass die Belegschaft auf ihren Forderungen beharre, drohte AUA-Chefin Annette Mann wiederholt mit einem Schrumpfkurs.

Gewerkschaftsmitglieder stimmten ab

Zuletzt bot die AUA für heuer eine Lohnerhöhung um acht Prozent und für 2025 und 2026 von jeweils fünf Prozent an. Co-Piloten sollen bis zu zehn Prozent mehr erhalten. Der AUA-Vorstand hatte sein Angebot in der Vorwoche in der 20. Verhandlungsrunde nachgebessert, an die Forderung der Gewerkschaft nach einem Gehaltszuwachs von anfangs bis zu 40 Prozent kam es nicht heran. Die Gewerkschaft hat ihre Mitglieder – rund 60 Prozent der Belegschaft – unter den rund 1.000 Pilotinnen und Piloten sowie den rund 2.400 Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern aufgefordert, über das Angebot online abzustimmen. Bis Mitternacht von Montag auf Dienstag war es möglich die Stimme abzugeben.

Die Stimmen des Kabinenpersonals und des Cockpitpersonals wurden getrennt ausgezählt. Voraussetzung für die Annahme des Angebots war, dass beide Gruppen mit mehr als 50 Prozent für das Angebot der AUA stimmen. Nur dann wollte man das prozentuelle Ergebnis der Abstimmung veröffentlichen. Die Zustimmung der Belegschaft reichte am Ende nicht aus, teilt die AUA in einer Aussendung mit. Vorerst gab es am Dienstagabend jedoch noch Gespräche zwischen der Gewerkschaft Vida und der AUA-Führung, wie Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt der Gewerkschaft Vida, gegenüber der APA bestätigte. Die Gespräche dauerten auch am Abend noch an, hieß es. Laut APA haben die gewerkschaftlich organisierten Mitglieder des Bordpersonals (60 Prozent des Bordpersonals) das KV-Angebot zu 90 Prozent abgelehnt. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei 88 Prozent. Die Fluggesellschaft rechnet demnach nun mit weiteren Kampfmaßnahmen und will sich "intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens machen".

Die Industrievertreter sprechen von einem neuen Tiefpunkt bei den KV-Verhandlungen bei der AUA und kritisieren "die Tonalität der Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter, die auf mittlerweile kaum Kompromissbereitschaft seitens der Arbeitnehmer-Verhandler deutet". Damit gefährde man die Zukunft "des österreichischen Aushängeschilds im Luftverkehr" so die Industriellenvereinigung (IV). Der Dachverband Luftfahrt (AIA) befürchtet nun eine weitere Eskalation mit Schaden für den gesamten Wirtschaftsstandort. (Regina Bruckner, 16.4.2024)