Gerade taucht die Spitze des größten österreichischen Spionageskandals ever aus den eisigen Tiefen des Landes und des Bundesministeriums für Inneres an die Oberfläche – und trotzdem haben wir Grund zur Freude.

Sachertorte mit Schlag
Zwischenstopp für zwei Torten?
Standard/Matthias Cremer

Erstens sollten wir "froh sein, dass etwas aufgedeckt wurde", wie das Staatsoberhaupt riet. Zweitens sollen wir froh sein, dass wir einen talentierten Innenminister (ÖVP) haben, der in der ZiB2 nicht müde wurde, den Bundespräsidenten mit seiner Seienwirfrohbotschaft zu zitieren. Er ließ uns wissen, dass die Polizei vier Jahre lang "hohe, intensive" und "penibelste und akribische" Ermittlungen führte, die nun zu einem Haftbefehl geführt hätten, der "fast hundert Seiten in sich trägt". Konkretes antwortete der Minister nicht: Er sei "nicht im Detail informiert" und "nicht bereit, Details aus den Ermittlungen bekanntzugeben". Das trägt zwar eine logische Unschärfe in sich, die ist angesichts des "höchst sensiblen Falls" aber entschuldbar.

Vielleicht sollten wir aber auch wieder froh sein über aufschlussreiche Chats. Diesmal zu Spionagemethoden, mit wienerischer Note. Da instruiert der nach Russland geflohene mutmaßliche Spion seine Kollegen daheim, wie sie von ihm bestellte "Pakete" abholen sollen: "Anläuten und sagen, er ist von DHL." Und: Er sehnt sich nach Süßem: "Ist noch Zeit übrig, um beim Sacher-Shop einen Zwischenstopp einzulegen und zwei Torten für mich mitzunehmen?" Nur "Geschüttelt, nicht gerührt" ist noch besser. (Renate Graber, 16.4.2024)