Frauenrechte werden weltweit immer stärker zurückgedrängt, das ist ein Ergebnis des neuen Berichts des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA). Erleben wir einen Rückfall in alte Zeiten? Das fragt Christiane Wassertheurer die Genderforscherin und Politikwissenschafterin Alexandra Weiss am Mittwochabend in der "ZiB 3". "Das kann man so sagen", lautet ihr Befund. Als einen Grund sieht sie das Erstarken von rechten und rechtsextremen Parteien und Strömungen. Und für diese Gruppen sei das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren Körper schon immer etwas gewesen, das man infrage gestellt hat.

Genderforscherin und Politikwissenschafterin in Alexandra Weiss war Mittwochabend zu Gast in der
Genderforscherin und Politikwissenschafterin in Alexandra Weiss war Mittwochabend zu Gast in der "ZiB 3".
Screenshot: ORF-TVThek

In Arizona könnte ein Abtreibungsverbot wieder in Kraft treten. "Das hat auch damit zu tun, dass wir in unsicheren Zeiten leben und sich Menschen nach Ordnung sehnen", so Weiss. Abtreibung werde fälschlicherweise oft mit Frauen in Verbindung gebracht, die eine ausschweifende Sexualität hätten. Das entspreche natürlich nicht der Realität, "das sind Frauen wie du und ich", sagt Weiss. Es könne jeder Frau passieren, dass sie ungewollt schwanger wird. Auch mit der Vielfalt, die jetzt sichtbarer geworden sei, könnten viele schwer umgehen.

Der Einfluss der Kirche

Das Thema Abtreibung polarisiert auch in Europa. Warum sind Abtreibungen auch in "der westlichen, aufgeklärten Welt" so umstritten, will Wassertheurer wissen. Polen hatte lange eine konservative Rechts-außen-Politik, das sei die politische Programmatik dieser Parteien. In den westlichen europäischen Ländern könne man mit dem Thema Abtreibung nicht wirklich punkten, hier seien auch die Einflussmöglichkeiten der Kirche geringer. "Was nicht heißt, dass sich die Kirche bei uns in dieses Thema nicht einschalten und intervenieren würde."

ZIB 3: Abtreibung weiterhin polarisierendes Thema
ORF

Tabu und negative Folgen

In Österreich sind Schwangerschaftsabbrüche innerhalb der ersten drei Monate möglich, wenn es Ärzte und Ärztinnen dafür gibt. Das sei aber vor allem im Westen Österreichs ein großes Problem, macht Wassertheurer aufmerksam. Es gehe darum, das Thema "zu normalisieren und nicht als großes Tabu hinzustellen". Es habe viele negative Folgen für Frauen, wenn Abtreibung so tabuisiert und als abnormal präsentiert werde. Weiss: "Es ist höchste Zeit, da etwas zu ändern." Da kann man ihr nur zustimmen. (Astrid Ebenführer, 18.4.2024)