Das Signal sei derzeit "sehr langsam", wird von der Front berichtet.
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Kurz nach Kriegsbeginn aktivierte Elon Musk seinen Satellitendienst Starlink in der Ukraine, um trotz beschädigter Infrastruktur den Streitkräften und Versorgern vor Ort die Kommunikation untereinander zu ermöglichen. Seit dieser Zeit versucht Russland, diese Kommunikation zu unterbinden, und nach neuesten Berichten scheint ihnen das aktuell zu gelingen.

Wie am Donnerstag ukrainische Offizielle bestätigten, soll das russische Militär seit dem Vormarsch auf die Stadt Charkiw verstärkt elektronische Waffen und modernere Werkzeuge einsetzen, um Starlink zu stören. Erstmals gelingt es Russland offenbar, die Kommunikation via Starlink großflächig zu unterbinden, was die Abstimmung der ukrainischen Streitkräfte massiv erschwert. Tatsächlich könnte das den Verlauf des Krieges nachhaltig beeinflussen.

Signalverteiler

In einem aktuellen Bericht der "New York Times" wird erwähnt, dass viele Regierungen mit Space X und Starlink arbeiten und jetzt die Sorge wächst, dass mit moderneren Waffen dieser Service auch anderswo torpediert werden könnte. Grundsätzlich funktioniert Starlink so, dass Satelliten rund um die Erde kreisen und als Funkverbindung für stabiles Internet dienen. Als Empfänger fungieren kleine Terminals, die das Signal wie ein Wi-Fi-Router an Laptops, Smartphones oder andere Geräte in der näheren Umgebung weitergeben können. In Kriegsgebieten werden diese Signale auch für das Steuern von Kampfdrohnen genutzt, mit denen die Ukraine immer wieder erfolgreich Angriffe auf russische Streitkräfte und Infrastruktur fliegen konnte.

In einem Interview macht sich der ukrainische Digitalminister Mychajlo Fedorow große Sorgen, dass Russland nun Waffen gegen diese Form der Kommunikation gefunden hat. Die Russen "testen jetzt verschiedene Mechanismen, um die Qualität der Starlink-Verbindungen zu stören", sagte Fedorow. Einzelheiten zu den "mächtigen" elektronischen Waffensysteme nannte er nicht. Der Minister betonte, dass man mit Space X in Kontakt stehe, um diese aktuellen Probleme zu lösen.

Russische Medien berichteten vor ein paar Wochen, dass das Militär Starlink auf eine "Liste von Zielen" gesetzt habe und an Möglichkeiten arbeite, den Service unbrauchbar zu machen.

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"Wir verlieren den elektronischen Krieg", vermeldete ein Soldat von der Front. Starlink sei seit dem letzten Angriff der Russen "sehr langsam". Man sei deshalb derzeit sehr im Nachteil, auch weil Angriffe mit Drohnen auf die gegnerischen Streitkräfte so kaum möglich seien. Nun rätselt man, wie es dem Aggressor derzeit gelingt, das Signal zu stören. Im Bericht der "New York Times" werden Experten zitiert, die von neuen, wirkungsvolleren Störsendern ausgehen. Andere meinen, es handle sich um E-Waffen, die auf Drohnen montiert das Satelliten-Signal von Starlink stören können.

Kritiker fühlen sich bestätigt, dass die Kommunikation eines Landes nicht in der Hand von Privatunternehmern liegen sollte. Dabei vergessen wird aber, dass die Alternativen dafür überschaubar sind. Minister Fedorow betonte immer wieder, dass man andere Kommunikationssysteme testen würde und für den punktuellen Einsatz auch Alternativen gefunden hätte. "Aber ein in dieser Masse produziertes Gegenstück gibt es natürlich nicht." Für die Soldaten an der Front heißt das derzeit, dass man zu alter Funktechnik zurückgreifen muss. Ein Soldat dazu: "Es ist wie vor Starlink. Wir müssen sagen: 'Geh 50 Meter nach links.' Es fühlt sich sehr komisch an." (aam, 24.5.2024)