Auch wenn der Preis des Autos in Europa höher sein wird, läge er wohl trotzdem deutlich unter jenem der meisten Konkurrenten.
AFP/LILLIAN SUWANRUMPHA

Über 1000 Kommentare sammelte die Meldung Anfang März vom 9000-Euro-Auto aus China. BYD präsentierte damals sein bisher günstigstes E-Auto mit dem klingenden Namen Seagull. Laut Bloomberg soll der Preiskracher, der die Konkurrenz bereits in China unter Druck setzt, auch nach Europa kommen.

Mehr, aber immer noch günstig

BYD ist seit dem Vorjahr der weltweit größte E-Auto-Hersteller und hat damit den bisherigen Branchenprimus Tesla überholt. Um weiterhin an der Spitze zu bleiben, will man weiterhin den europäischen Markt beackern, um auch dort die Marktanteile zu erhöhen. Gelingen könnte das mit dem Seagull tatsächlich, der laut Bloomberg "Premiumfunktionen" wie etwa einen rotierenden Touchscreen oder auch kabelloses Laden für das Smartphone bietet.

Für weniger als 10.000 Dollar wird das Auto derzeit in China verkauft. Selbst nach diversen Zöllen und für den europäischen Markt nötigen Modifikationen gehen BYD-Verantwortliche aktuell davon aus, dass der Seagull auch in Europa für unter 20.000 Euro zu kaufen sein wird. Selbst dieser Preis ist im E-Auto-Segment fast ohne Konkurrenz, vor allem von europäischen Autobauern.

"Wir schauen uns dieses Modell und auch andere Fahrzeuge von chinesischen Autoherstellern sehr genau an", erklärt Martin Sander, der Chef der E-Auto-Abteilung bei Ford Motor Co. in Europa. Natürlich sei man nervös, wenn Mitbewerber wie BYD auf den Markt drängen, erklärt Sander gegenüber Bloomberg.

Wie ernst es BYD in Europa meint, zeigt auch die Tatsache, dass man mit Ungarn gerade über eine eigene Fabrik nachdenkt, um den europäischen Markt noch direkter versorgen und diverse Zölle umgehen zu können. Letztere seien derzeit noch eine Bremse auf dem Weg nach oben, erklärte BYDs European Managing Director Michael Shu auf einem Event in London vor ein paar Wochen.

Zollkrieg

Die Angst vor der chinesischen Konkurrenz ist derzeit auch in den USA spürbar. Im Jänner warnte Elon Musk, dass man sehr viel "zerstören" würde, wenn man die Einfuhr nicht kontrollierte. Auch US-Präsident Joe Biden haben diese Sorgen erreicht, weshalb Mitte Mai die Zölle auf chinesische Autos um das Vierfache auf rund 100 Prozent angehoben werden sollen. Und das, obwohl in den USA noch kaum chinesische Autos verkauft werden und die US-Automarken sehr viel mehr von ihren Verkäufen auf dem chinesischen Markt abhängig sind.

China hat bereits angekündigt, auf diese Maßnahmen reagieren zu wollen. Im Raum steht ein künftiger Zoll von rund 25 Prozent auf "Autos mit großen Motoren". Das würde die Exporte von Mercedes, BMW und anderen mit Sicherheit treffen. Genau wie ein chinesisches Auto, das sich aufgrund eines günstigen Preises sehr gut in anderen Teilen der Welt verkaufen könnte. (aam, 24.5.2024)