Graz - Die steirische ÖVP ist für eine liberalere Familien- und Bildungspolitik, insbesondere bei der Rolle der Frau und der Vereinbarkeit mit Berufstätigkeit sowie bei neuen Schulformen. Gleichzeitig setzt man auf traditionelle christlich-soziale Grundwerte. Das ist ein Ergebnis aus einer Funktionärsbefragung, die zum Auftakt einer "basisdemokratischen" Impulstour durch die Regionen im Herbst am Dienstagabend präsentiert wurde.

Zwischen Kernöl und Computerchips

Geschäftsführer Bernhard Rinner sieht in dem Ergebnis ein "eindeutiges Votum" für den von Landeschef Hermann Schützenhöfer und seinem Team eingeschlagenen Kurs. Dies werde auch dadurch dokumentiert, dass 56 Prozent der 6.500 - anonym - befragten Funktionäre glauben, 2010 (dem Termin der turnusmäßig nächsten Landtagswahl, Anm.) wieder Nummer eins im Landes zu werden.

Inhaltlich ist der Großteil der Befragten für eine offenere Haltung - 77 Prozent wollen, dass die Partei eine modernere und liberalere Position einnimmt - gleichzeitig sind aber auch 79 Prozent dafür, dass wieder mehr Wert auf traditionelle Grundwerte gelegt wird. "Das mag auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingen, ist es aber nicht wirklich: Es bedeutet die steirische Breite, die zwischen Kernöl und Computerchips angesiedelt ist", so Rinner.

Kontra Bundespartei

Auf gesellschaftliche Veränderungen müsse reagiert werden, "wir leben nicht in einer Welt von gestern", so die Interpretation Rinners. Statistisch leben 46 Prozent der Steirerinnen und Steirer in einer Ehe, 39 Prozent in einer anderen Form von Zweierbeziehung und 16 Prozent als Alleinerzieher oder Single. Dies würden auch die Funktionäre zur Kenntnis nehmen, wenn sie beim Thema Frau und Beruf nur zu 19 Prozent für eine konservative, hingegen zu 72 Prozent eine liberale Position vertreten. Auf der anderen Seite sollen in der Drogenpolitik eine klare (80 Prozent) und auch bei der Zuwanderungs- und Integrationspolitik (60 Prozent) eine eher konservative Linie verfolgt werden.

Im Bereich Schule und Bildung sieht sich die steirische VP mit ihrem Konzept der differenzierten Gemeinsamen Schule - das sich von den Vorstellungen der Bundespartei doch unterscheidet - zumindest indirekt bestätigt: Nur 35 Prozent wollen im Bildungsbereich einen konservativeren Kurs, 57 Prozent sind für einen liberaleren. (APA)