Graz/Wien - "Nein, ich habe mich nicht bespitzelt gefühlt, es ist aber ein ungeheuerlicher Vorwurf", empörte sich ÖVP-Umweltminister Josef Pröll am Mittwoch im Gespräch mit dem Standard. Die Sache gehöre "lückenlos aufgeklärt".

Auslöser seines Unmutes: Pröll sollte vergangenen Donnerstag auf seiner "Steiermarktour" von einem Mitarbeiter der steirischen Partei begleitet und bespitzelt werden. Der "Aufpasser" solle genau notieren, ob Pröll "Brisantes" sage und dies in die Wiener Parteizentrale melden, hieß es in der Grazer Gratiszeitung Woche, die davon Wind bekommen und den Vorfall am Mittwoch publiziert hatte. Die steirische VP habe dieses Ansinnen der Bundespartei aber abgelehnt.

Minister Josef Pröll verlangt nun Aufklärung von der Bundespartei. Der ÖVP-Minister: "Ich erwarte, dass die Bundespartei diese unglaublichen Behauptungen rechtlich über eine Klage des Mediums klären lässt. Solche Vorwürfe können nicht im Raum stehen bleiben. Das gehört ausgeräumt, dazu müssen alle rechtlichen Schritte unternommen werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das auch nur in Ansätzen stimmt."

In der Bundesparteizentrale heißt es zur angeblichen "Spitzelaffäre": "Das ist ausgeschlossen." Generalsekretär Hannes Missethon kündigte eine Klage gegen die "Grazer Woche" an. Diese Anschuldigung sei "völlig unhaltbar", bekräftigte Missethon Mittwochabend.

In der steirischen Landesparteispitze beschäftigte man sich am Mittwoch aufgeregt vor allem mit der Frage, wer die undichte Stelle gewesen sei. Für eine Stellungsnahme war niemand erreichbar.

Woche-Chefredakteur Roland Reischl sieht einer Klage "sehr, sehr gelassen entgegen". Er sei Zeuge von Gesprächen gewesen. Reischl: "Ich trete den Wahrheitsbeweis jederzeit und sehr gerne an." (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 3.4.2008)