Eistees werden immer wieder als Zuckerwasser mit Teegeschmack kritisiert. Was ist da dran?
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Eistee ist seit Jahren ein riesiges Geschäft. Kaum ein Rapper, kaum eine Rapperin, die nicht ihr eigenes Getränk auf den Markt gebracht haben. Meist kommen die Lifestyle-Getränke in bunten Aludosen daher, die Namen der Getränke sind nicht minder einfallsreich: Shirin Davids Getränk heißt Dirtea, jenes von Haftbefehl Haftea. Mittlerweile gibt es auch Unternehmen, die andere Zielgruppen erreichen wollen. So wie das Start-up Marry Icetea, das 2018 in Graz gegründet wurde und auf naturbelassene Eistees setzt. Wir haben mit Mitgründer David Prott über das Lieblingsgetränk der Jungen gesprochen.

STANDARD: Kaum ein Rapper, eine Rapperin ohne eigenen Eistee. Wieso hält der Hype um das Getränk seit Jahren an?

Prott: Weil es sehr einfach ist, klassischen Eistee zu produzieren. Und weil Jugendliche Eistee lieben. Bei der jungen Zielgruppe gehört Eistee gefühlt in die Top drei der angesagtesten Getränke. Deshalb machen Rapperinnen und Rapper mit ihren Getränken größtmögliche Profite.

STANDARD: Eistees werden immer wieder als Zuckerwasser mit Teegeschmack kritisiert. Was ist da dran?

Prott: Das ist nach wie vor die gängige Meinung. Es gibt aber mittlerweile viele Anbieter, die nicht übersüßten Eistee auf den Markt bringen. In diesen Tees ist Fruchtzucker enthalten, es wird ein bisschen Zucker zugesetzt, der Geschmack steht im Vordergrund.

STANDARD: Was macht guten Eistee aus?

Prott: Ein echter Teeaufguss. Wir verarbeiten außerdem ganze, echte Früchte. Konventionelle Eistees verwenden meist Extrakte, Konzentrate und zugesetzte Aromen.

STANDARD: Wie süß darf ein Eistee sein?

Prott: Das kommt auf die Zielgruppe an. Ältere Personen mögen es weniger süß, die unter 16-Jährigen süßer. Wobei es einen Trend zu wenig gesüßten Produkten gibt. Wir verwenden 4,8 Gramm Rüben- oder Rohrzucker auf 100 Milliliter, ein klassischer Eistee zwischen acht und elf Gramm. Wir könnten aber noch ein wenig runtergehen – ideal wäre eine Menge zwischen 4,2 und 4,4 Gramm.

STANDARD: Schmeckt man den Unterschied zwischen Rohrzucker und Industriezucker?

Prott: Kaum, wobei Rohrzucker eine karamellige Honignote verleiht. Mit Honig wird zwar auch gesüßt, aber in der Massenproduktion ist das zu teuer. Wir verwenden überreife Früchte von steirischen Obstbauern. Dadurch wird der Geschmack intensiver, und wir müssen nicht so viel Zucker verwenden. Für eine Geschmacksrichtung setzen wir nur auf den Fruchtzucker des Apfelsafts.

STANDARD: Wer ist die Konkurrenz?

Prott: Weniger der Eistee von großen Herstellern wie Rauch oder Bratee. Wir messen uns eher mit hippen urbanen Getränkeherstellern wie Makava.

STANDARD: Was darf oder muss ein Eistee kosten?

Prott: Eigentlich müssten 330 Milliliter zwei Euro kosten. Damit der Abstand zum nächstgünstigeren Anbieter nicht so groß ist, zahlt man bei uns für eine Flasche 1,79 Euro. Aber eigentlich sind wir zu günstig.

STANDARD: Für einen hausgemachten Eistee braucht es gerade einmal schwarzen Tee, Zitronensaft und eine Prise Zucker. Wieso machen ihn nicht viel mehr Menschen selbst?

Prott: Das machen eh sehr viele. Ist natürlich bequemer, ihn einzukaufen. Man sieht aber immer häufiger auch in der Gastronomie hausgemachte Eistees.

STANDARD: Schon mal die Getränke von Capital Bra, Shirin David oder Haftbefehl getestet?

Prott: Na klar. Mir persönlich sind die zu süß und künstlich. Aber ich verstehe, warum sie bei den Jungen so gut ankommen. Ich habe in dem Alter auch viele zuckerhaltige Getränke konsumiert, man will dann immer mehr davon.

STANDARD: Für besagte Rapperinnen und Rapper sind die Getränke eine Gelddruckmaschine. Für Sie auch?

Prott: Das lässt sich schwer vergleichen. Diese Leute haben eine so große Community, dass sich alle Produkte verkaufen lassen. Capital Bra beispielsweise hat schon Pizzen angeboten, die genauso durch die Decke gingen. Wir haben einen anderen Ansatz, zudem ist der Getränkemarkt durch die Präsenz bekannter Marken sehr schwierig. Als Gelddruckmaschine würde ich das Geschäft in unserem Fall nicht bezeichnen.

STANDARD: Die Zielgruppe von Shirin David und Co ist sehr jung. Wer trinkt naturbelassenen Eistee?

Prott: Menschen zwischen 25 und 40. Personen, die in der Arbeitswelt unterwegs sind, sich ein etwas teureres Produkt regelmäßig leisten können und Wert auf Regionalität legen. Der Geschmack von Erdbeer- und Apfelsaft funktioniert übrigens auch beiden Älteren. Da werden Erinnerungen an die Kindheit geweckt.

STANDARD: Mit welchen Getränken sind Sie aufgewachsen?

Prott: Ich bin mit Apfel- und Johannisbeersaft groß geworden, aber genauso auch mit Cola. (Anne Feldkamp, 11.4.2024)

David Prott setzt mit seinem Unternehmen Marry Icetea auf naturbelassenen Eistee.
Marry Icetea