City, Wäsche, Huber
Heidemarie Rottensteiner kennt sich in Sachen Wäsche aus. Seit über 20 Jahren ist sie in dem Business tätig.
Michael Hausenblas

Es ist ein ruhiger Nachmittag in der Filiale des Wäscheunternehmens Huber beim Wiener Stephansplatz. Heidemarie Rottensteiner arbeitet seit über 20 Jahren für die international tätige Firma, die 1908 in Vorarlberg gegründet wurde. Seit drei Jahren ist sie hier Filialleiterin. Wir finden sie im hinteren Teil des Geschäfts zwischen jeder Menge Ständern und Regalen voller Büstenhalter, Slips, Pyjamas und Nachthemden aller Formen und Couleur.

STANDARD: Kaufen Männer Unterwäsche anders ein als Frauen?

Rottensteiner: Definitiv. Männer gehen in Richtung Bedarf. Das heißt, sie kaufen das Modell, das sie brauchen und kennen. Und am liebsten gleich 15 Stück auf einmal. Männer kaufen rationaler. Meist handelt es sich um Basics. Und wehe, die gewünschten Modelle gibt's nicht mehr. Da kommt es mitunter zu Krisen.

STANDARD: Und Frauen?

Rottensteiner: Wir sind emotionaler, wollen mal Spitzen, mal String, mal Pant, dann wieder Farben. Lassen Sie es mich so sagen: "Wir sind kreativer."

STANDARD: Welche Kundschaft bevorzugen Sie?

Rottensteiner: Das ist uns egal. Wir mögen Damen und Herren.

STANDARD: Aber bei Männern geht's schneller, oder?

Rottensteiner: Das würde ich nicht sagen. Wie gesagt, wenn wir ein Modell nicht haben, dann müssen wir etwas Neues finden. Und das kann dauern.

STANDARD: Was kaufen Männer am meisten ein?

Rottensteiner: Unterhosen. Und da gehen Pants am besten weg. Also Unterhosen mit Beinchen, die im Gegensatz zu Boxershorts nicht flattrig sind. Das hat sich verändert. Ganz früher waren es die klassischen Ripp-Unterhosen in Slipform.

STANDARD: Warum hat sich das verändert?

Rottensteiner: Ich kann es nur von meinem Mann und meinen drei Söhnen sagen. Die sagen, Pants fühlen sich besser an, sie fühlen sich sozusagen besser eingepackt. Slips können einschneiden.

STANDARD: Was macht denn eine perfekte Unterhose aus?

Rottensteiner: Man spürt sie nicht, und sie ist pflegeleicht. Der Preis muss natürlich stimmen. Also Unterhosen um 60 Euro gehen nicht gut weg.

City, Wäsche, Huber
Heidemarie Rottensteiner in ihrem Reich, der Filiale von Huber beim Wiener Stephansplatz.
Michael Hausenblas

STANDARD: Ist Männerunterwäsche Moden unterworfen?

Rottensteiner: Schon. Wir haben hier zum Beispiel gerade Modelle, die farblich in Richtung Orange gehen. Die wollen Männer gar nicht. Rauchblau hingegen läuft gut. Weiß, Blau, Schwarz wird nach wie vor am meisten gekauft. Muster sind auch beliebt. Oder Streifen.

STANDARD: Wie unterscheidet sich das Kaufverhalten zwischen jüngeren und älteren Männern?

Rottensteiner: Nun, bei uns kauft noch die Generation, welche die klassischen Ripp-Unterhosen mit Eingriff kauft. Ich sag mal, das sind Männer um die 80. Mein Vater kauft auch so etwas.

STANDARD: Werden Eingriffe eigentlich verwendet?

Rottensteiner: Schon, sonst würden wir solche Modelle wohl nicht verkaufen. Wir haben zum Beispiel eine neue Marke, bei der die Eingriffe nicht seitlich, sondern oberhalb angebracht sind.

STANDARD: Wie sieht es denn mit Ripp-Unterhemden aus?

Rottensteiner: Die sind auch bei jungen Männern wieder en vogue. Früher trugen diese eher T-Shirts drunter. Lange hatte dieser Typus so eine Art "Mundl Sackbauer"-Image. Das ist vorbei.

STANDARD: Wie sieht es mit Pyjamas aus?

Rottensteiner: Pyjamas sind bei uns das klassische Weihnachtsgeschenk.

STANDARD: Aber werden die auch getragen?

Rottensteiner: Ja, schon. Auch von jungen Männern. Vereinzelt werden ebenso Herrennachthemden gesucht.

STANDARD: Welche Erfahrungen machen Sie mit Männern, die Wäsche für ihre Partnerinnen einkaufen, ohne dass diese dabei sind?

Rottensteiner: Das ist überhaupt kein Problem. Wir müssen halt die Größe wissen.

STANDARD: Und die ist den Herren bekannt?

Rottensteiner: Natürlich nicht immer, aber wir haben viele nette Damen im Personal, die dann sozusagen herhalten müssen.

STANDARD: Wie meinen Sie das?

Rottensteiner: Nun, der Kunde sagt in einer solchen Situation, meine Freundin oder Frau ist von ähnlicher Gestalt wie diese oder jene Kollegin. Wir kommen da gut hin. Wir haben sehr unterschiedliche Damen hier. Umgetauscht wird selten.

STANDARD: Und umgekehrt? Kaufen viele Frauen für ihre Partner ein?

Rottensteiner: Oh ja, zu über 90 Prozent kaufen Frauen für ihre Männer ein.

STANDARD: Das heißt, es kommen gar nicht so viele Herren?

Rottensteiner: Nicht so viele. Ich würde sagen, das Verhältnis beträgt 80 zu 20. An den Wochenenden kommen viele Pärchen und kaufen gemeinsam ein. (Michael Hausenblas, 4.2.2024)