Geschirr, Vienna
Thomas Resch schätzt das Fachgespräch mit der Kundschaft. Von Markenreligion hält er nicht viel.
Michael Hausenblas

Thomas Resch steht schon vor der Ladenöffnung um 9.30 Uhr in den Startlöchern. Durch die weitläufigen Schaufenster sieht man ihn Pfannen und Töpfe zurechtrücken, ehe die erste Kundschaft kommt. Gemeinsam mit rund 30 Kollegen und Kolleginnen wacht er über unglaubliche 35.000 Produkte, die das Cuisinarum in der Wiener Singerstraße im ersten Bezirk im Sortiment hat, vom Kochlöffel bis zur edlen Tischware. Man könnte auch sagen, das riesige Geschäft auf zwei Ebenen ist ein Paradies für alle, die gern am Herd stehen. Der gelernte Kaufmann, der in seinem Leben schon in verschiedensten Branchen tätig war, fühlt sich hier angekommen und geht sogar so weit, seinen Beruf als Hobby zu bezeichnen.

STANDARD: Was benötigt man in einer Küche unbedingt?

Resch: Einen guten Herd, eine kleine Auswahl guter Töpfe, ein oder zwei gute Pfannen …

STANDARD: Was macht eine gute Pfanne aus?

Resch: Eine, die modern beschichtet oder völlig unbeschichtet ist. Diese modern Beschichteten haben mit den alten Teflonpfannen überhaupt nichts mehr zu tun. Als Alternative gibt es noch unbeschichtetes Edelstahl oder reines Eisen. Letztere nenne ich 'Großmütterchens' Methode.

STANDARD: Und wie weiß ich, welche für mich die Richtige ist?

Resch: Das Fachgespräch ist wichtig. Die Kochstile in den einzelnen privaten Küchen sind heute so unterschiedlich wie nie zuvor. Man muss wissen, was man sehr oft kocht und was weniger oft. Wenn ich zum Beispiel häufig Palatschinken oder Omeletts zubereite, benötige ich eine beschichtete Pfanne.

STANDARD: Was brauche ich noch?

Resch: Utensilien, die zu meinem Lebensstil passen. Ob ich eine Küchenmaschine anschaffe, hängt davon ab, was ich tatsächlich mit ihr mache. Also rühre ich zum Beispiel wirklich regelmäßig Teig für Brot an?

STANDARD: Wie sieht es mit Messern aus? Die benötigt jeder.

Resch: Ein heikles Thema. Der Messerkauf beginnt beim Griff. Die Hand muss mit dem Griff gut zurechtkommen. Wenn man sich ein neues Messer anschafft, sollte der Griff dieses Messers sich nicht allzu anders anfühlen als der Griff eines alten Messers.

STANDARD: Warum das denn?

Resch: Weil man sonst das neue Messer weglegt und mit dem alten weiterarbeitet. Das liegt einem einfach besser in der Hand. Da gibt es gravierende Unterschiede.

STANDARD: Reden wir über Kochlöffel. Holz oder Plastik?

Resch: Holz oder Silikon, allein schon, um Töpfe und Pfannen nicht zu beschädigen.

Küche, Geschirr
Bei den Pfannen, Töpfen und Messern fühlt sich Herr Resch am wohlsten.
Michael Hausenblas

STANDARD: Was brauch ich noch?

Resch: Einen Stabmixer oder einen Standmixer kann man immer brauchen. Aber wie gesagt, es hängt immer von den Gebräuchen im jeweiligen Haushalt ab.

STANDARD: Sie sagten, Sie haben über 35.000 Produkte im Angebot. Welche davon benötige ich nun gar nicht?

Resch: Relativ wenige. Natürlich haben wir auch Gimmicks im Programm, aber alle Produkte haben einen Sinn. Manchmal muss man sich dem halt annähern.

STANDARD: Zum Beispiel?

Resch: Ein mitsingendes Ei zum Eierkochen zum Beispiel. Das spielt drei Melodien und zeigt mir an, wie weit mein Ei ist. Kann man kaufen. Muss man nicht.

STANDARD: Was verkaufen Sie persönlich am meisten?

Resch: Ich habe mich auf nichts spezialisiert, aber ich bin am liebsten hier bei Messern, den Pfannen und Töpfen. Da kann ich am besten dabei helfen, Missverständnisse auszuräumen.

STANDARD: Welche Missverständnisse?

Resch: Pfannen gehören zum Beispiel garantiert nicht in den Geschirrspüler, auch wenn es manchmal draufsteht, dass dies in Ordnung sei.

STANDARD: Keine Pfanne?

Resch: Nun, ich kann ausnahmsweise eine Pfanne aus reinem Edelstahl in den Geschirrspüler geben. Aber nur, wenn ich sie anschließend mit klarem Wasser abspüle. Die Überhitzung von Pfannen ist auch so ein Thema, wenn es um Missverständnisse geht.

STANDARD: In welcher Ecke des Geschäfts sind Sie weniger zu Hause?

Resch: In der Elektroabteilung.

STANDARD: Was sind Ihre liebsten Kunden?

Resch: Jene, die echte Informationen haben wollen und Fragen stellen. Sich eines Themas annehmen.

STANDARD: Kaufen Männer anders als Frauen?

Resch: Nein.

STANDARD: Welche Kunden wachsen Ihnen denn weniger ans Herz?

Resch: Solche, die nur einer Marke hinterherjagen und völlig resistent gegen Beratung sind.

STANDARD: Haben Sie ein Lieblingsprodukt?

Resch: Nein, obwohl ich selbst leidenschaftlich gern koche. Kochbücher finde ich wichtig. Solche, bei denen auch die einzelnen Schritte erklärt werden, nicht nur Rezepte aufgelistet sind.

STANDARD: Bei welchen Produkten zögert die Kundschaft am meisten?

Resch: Das kann man ein klein wenig am Preis festmachen. Bei einem Bräter um 500 Euro überlegen manche Damen und Herren schon länger. Das kann ich auch gut nachvollziehen. (Michael Hausenblas, 10.2.2024)