Bettwäsche, Gans, City
Nina Bergmann in ihrem Reich aus Kissen, Polstern und Decken.
M Hausenblas

Die Filiale der Gans im ersten Bezirk liegt gleich um die Ecke vom Stephansplatz. Das Unternehmen, das 1882 als Bettfedernfabrik gegründet wurde, bietet hier auf circa 500 Quadratmetern und zwei Ebenen neben diversen Heimtextilien alles feil, was den Schlaf besser und schöner machen soll. Hier türmen sich Kissen und Bettbezüge, Decken und Spannleintücher. Wir baten Storemanagerin Nina Bergmann, eine von neun Mitarbeiterinnen, zum Gespräch darüber, worauf man beim Kauf von Bettwäsche achten sollte und wie es mit der Nachfrage nach Zweierdecken steht.

STANDARD: Kaufen Frauen anders ein als Männer?

Bergmann: Oh ja, die meisten Männer konsumieren sehr pragmatisch. Sie wissen, was sie haben wollen, was sie brauchen. Und darauf gehen sie sehr gezielt zu. "Passt oder passt nicht." Die Entscheidung fällt meist schnell.

STANDARD: Und die Frauen?

Bergmann: Bei uns Frauen ist der emotionale Bereich viel größer. Da wird gustiert und dabei handelt es sich um einen Prozess, der Freude und Spaß macht.

STANDARD: Das heißt, Sie ziehen weibliche Kundschaft der männlichen vor?

Bergmann: Nein, das würde ich so nicht sagen. Bei Männern geht das, wie gesagt, meistens sehr schnell, und das ist für uns natürlich auch durchaus praktisch, wenn es um Beratung geht.

STANDARD: Welche Fehler begehen Menschen beim Kauf von Bettdecken?

Bergmann: Wenn die Beratung passt, können sie nicht viel falsch machen. Die Fragen lauten zum Beispiel: Will ich etwas Schwereres oder etwas Leichteres? Will ich Daune, friere ich leicht, oder bin ich eher der hitzige Typ? Bei welcher Temperatur wird geschlafen? Es ist unser Job, die richtigen Fragen zu stellen.

STANDARD: Welche Rolle spielen Polster?

Bergmann: Für mich ist der Polster das Herz der ganzen Geschichte. Wer den falschen Polster hat, der schläft schlecht, und wer schlecht schläft, der lebt schlecht.

STANDARD: Was ist denn ein falscher Polster?

Bergmann: Das ist bei jedem und jeder anders. Meiner Meinung nach kann man nicht für jemand anderen den Polster aussuchen. Die Kundschaft hat bei uns die Möglichkeit, Probe zu liegen und Polster auszuprobieren. Für jeden ist etwas anderes bequem. Da ist es schwierig, Empfehlungen auszusprechen.

STANDARD: Zurück zur Decke. Mittlerweile gibt es sehr viele Alternativen zur Gänsedaune. Ist die Daunendecke überhaupt noch vonnöten?

Bergmann: Es gibt nichts, was so leicht ist wie die Daunendecke. Außerdem ist sie für Allergiker geeignet. Man kann sie bis 60 Grad waschen, und das Inlett, also die Hülle, in der sich die Daunen befinden, ist daunendicht. Dadurch kann auch die Hausstaubmilbe nicht eindringen.

STANDARD: Wie schaut denn das prozentuelle Verhältnis zwischen Daunen und anderen Materialien aus?

Bergmann: Ich würde schätzen, dass wir 70 Prozent Daune verkaufen.

STANDARD: Ist Veganismus diesbezüglich ein Thema?

Bergmann: Eher nicht. Wir hatten auch schon vegane Bettwäsche im Programm. Aber es wird sehr selten danach gefragt.

STANDARD: Was ist vegane Bettwäsche?

Bergmann: Vegane Bettwäsche bedeutet, dass in Sachen Ausrüstung und Baumwolle ohne tierische Produkte gearbeitet wird. Es kann durchaus sein, dass ein solches, wenn auch sehr kleines Ding drinnen ist. Da geht es um chemische Prozesse, und da müsste ich jetzt selbst nachlesen. Dabei habe ich fünf Jahre Textiltechnologie gelernt.

1. Bezirk, Gans, Bettwäsche
Gleich um die Ecke vom Stephansplatz liegt die Filiale, in der Nina Bergmann Leiterin ist.
M Hausenblas

STANDARD: Wie ist das mit Bettdecken für zwei? Wer kauft die? Eher nur die Frischverliebten?

Bergmann: Nicht unbedingt. Aber die natürlich auch. Die Nachfrage steigt. Generell verhält es sich allerdings so, dass in Österreich eher die Einzeldecke Tradition hat.

STANDARD: Wie ist das bei Ihnen zu Hause?

Bergmann: Im Winter Doppeldecke. Für diese ist es im Sommer zu warm, also greifen mein Mann und ich während dieser Jahreszeit zu Einzeldecken. Aber da gibt es schon heitere Geschichten, wenn die Kundschaft davon erzählt, dass gezupft, gezerrt und gezogen wird. Das ist durchaus ein Thema.

STANDARD: Was raten Sie?

Bergmann: Das ist in erster Linie ein Wärmethema, dem einen ist vielleicht immer zu kalt, der anderen zu warm.

STANDARD: Ich sehe hier eine Decke liegen und dazu ein Schild, auf dem steht: "Eiderdaunendecke 140 mal 200 um 6.899 Euro". Jetzt müssen Sie mir aber schon sagen, was die kann.

Bergmann: Die Eiderdaune stammt nicht von der Gans, sondern von einer seltenen Ente. Die rupft sich selbst die Brustdaunen aus und kleidet mit diesen das Nest für den Nachwuchs aus. Verlässt dieser das Nest, werden diese Daunen eingesammelt. Die Eiderdaune wird sogar an der Börse gehandelt. Sie ist unfassbar leicht. Außerdem ist die Hülle aus Maulbeer-Seide verarbeitet. Wenn man eine fußballgroße Menge Eiderdaunen in die Hände legt und die Augen schließt, glaubt man nichts zu spüren. Sie ist wie Luft.

STANDARD: Und wie viele von diesen Decken verkaufen Sie?

Bergmann: Ich würde sagen, drei bis vier Stück pro Jahr.

Eiderdaunen, Bettwäsche, Ente
Superteures Leichtgewicht, die Federn der Eiderente.
M Hausenblas

STANDARD: Wie sieht es mit den Bettbezügen aus? Die waren ja in Österreich bis in die 70er- und 80er-Jahre traditionell weiß. Farben und Muster kamen erst später. Sind Bettbezüge mittlerweile Moden unterlegen?

Bergmann: Ja, die Unternehmen bringen halbjährlich neue Kollektionen heraus. Diese orientieren sich sehr stark an den Trends im Interieurbereich, und der schaut genau, was die Mode macht.

STANDARD: Was ist im Bett gerade en vogue?

Bergmann: Jetzt kommt der Frühling, da sind zarte, pudrige Farben gefragt, und dann gibt's da auch noch einen zarten Flamingo-Ton. Auch Lila ist in. Ich liebe Lila, aber es ist ein schwieriger Trend.

STANDARD: Warum?

Bergmann: Es ist toll zu dekorieren, verkauft sich aber nicht so gut.

STANDARD: Wieso?

Bergmann: Ich glaube, viele mögen diese Farbe nicht so sehr wie ich. Hinzu kommt, dass man eine Bettwäsche ja lange besitzt. Und da greifen viele lieber zu Klassischem.

STANDARD: Und das wäre?

Bergmann: Weiß, Beige, Grau.

STANDARD: Vor kurzem wurde im STANDARD eine Geschichte publiziert, in der es unter anderem darum ging, in welchem Abstand man die Bettwäsche wechseln, also waschen sollte. Der Beitrag stieß auf reges Interesse. Was würden Sie sagen, wann getauscht werden sollte?

Bergmann: Es gab schon Kunden, die mich angerufen haben und genau diese Frage gestellt haben. Ich würde sagen, alle zehn bis 14 Tage. Es kommt auch darauf an, ob man eine Person ist, die sehr viel schwitzt oder eher weniger.

STANDARD: In dem Artikel stand auch, dass es genüge, Bettwäsche mit 40 Grad zu waschen.

Bergmann: Ja, manche Bezüge soll man gar nicht heißer waschen. Das Thema ist ein sehr wichtiges, wobei ich immer dazusage, dass wir uns ja sauber ins Bett legen. Das ist für mich ein wichtiges Argument. Damit will ich sagen, die Bettwäsche wird ja nicht wirklich Schmutz ausgesetzt. (Michael Hausenblas, 3.3.2024)