Im Streit um einen neuen Kollektivvertrag für das Kabinenpersonal der AUA scheint derzeit keine Lösung in Sicht, nachdem das gewerkschaftlich organisierte Bordpersonal das Angebot der AUA für die Piloten und Flugbegleiter abgelehnt hat. Es habe weitere Gespräche zwischen der Gewerkschaft Vida und dem AUA-Management gegeben, hieß es bereits am Dienstagabend seitens der Vida, auch am Mittwoch werde laufend verhandelt. Bei der AUA heißt es hingegen, es gebe keine Verhandlungen. Die Aussage der Vida, dass "Tag und Nacht verhandelt wird", sei nicht richtig. Man sei aber immer gesprächsbereit. "Reden kann man immer. Unser Angebot steht", so AUA-Sprecherin Sophie Matkovits.

AUA-Mitarbeiter während einer Betriebsversammlung der AUA.
Spitzt sich der Konflikt um die Gehälter des Bordpersonals weiter zu? Im Ernstfall könnte es erneut zu Streik kommen.
APA/ROBERT JAEGER

Über Inhalte wird derzeit nichts verlautet. Zuletzt bot die AUA für heuer – rückwirkend ab 1. März – eine Lohnerhöhung um acht Prozent und für 2025 und 2026 von jeweils fünf Prozent an. Co-Piloten sollen bis zu zehn Prozent mehr erhalten. Der AUA-Vorstand hatte sein Angebot in der Vorwoche in der 20. Verhandlungsrunde nachgebessert, an die Forderung der Gewerkschaft nach einem Gehaltszuwachs von anfangs bis zu 40 Prozent kam es nicht heran. Als Hauptkritikpunkte nannte die Gewerkschaft die Laufzeit von drei Jahren sowie die Gehaltsunterschiede im Vergleich mit den Kollegen und Kolleginnen im Lufthansa-Konzern.

Die Gewerkschaft hat ihre Mitglieder – rund 60 Prozent der rund 1.000 Pilotinnen und Piloten sowie der rund 2.400 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter – aufgefordert, über das Angebot online abzustimmen. Bis Mitternacht von Montag auf Dienstag war es möglich, die Stimme abzugeben. Ob das Angebot zuletzt noch einmal nachgebessert worden ist, ist nicht bekannt. Die gewerkschaftlich organisierten Mitglieder des Bordpersonals haben das KV-Angebot laut Vida zu 90 Prozent abgelehnt. Die Wahlbeteiligung lag bei 88 Prozent.

AUA rechnet mit Kampfmaßnahmen

Die AUA hatte noch am Dienstagabend erklärt, man rechne mit weiteren Kampfmaßnahmen und wolle sich "intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens machen". Man sei "weiterhin der Meinung, dass wir ein sehr gutes Angebot vorgelegt haben, das bereits deutlich an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeitsgrenze des Unternehmens liegt". Davor hatte die Arbeitgeberseite, unterstützt von WKÖ-Luftfahrtchef – und Flughafen-Wien-Vorstand – Günther Ofner, kritisiert, die Abstimmung sei intransparent und spiegle nur die Meinung eines Teils der Belegschaft wider.

Am Abend vor der Verkündigung der Abstimmungsergebnisse über den KV für das AUA-Bordpersonal legte die AUA vorläufige Zahlen zum Geschäftsverlauf vor. Der bereinigte Betriebsverlust im ersten Quartal von 122 Millionen Euro zeige, "dass eine Lohnerhöhung von acht Prozent in diesem Jahr sowie jeweils fünf Prozent in den beiden Folgejahren aktuell an der Grenze des Machbaren liegt", so die Fluglinie. Auf Bewegung deutet derzeit wenig hin. Wifo-Ökonom Benjamin Bittschi hält im Ö1-Mittagsjournal die Involvierung externen Vermittler in die schwierigen KV-Verhandlungen für einen möglichen Ausweg. (Regina Bruckner, 17.4.2024)