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3D-TV startet im März in den Massenmarkt, die Revolution wird wohl noch etwas auf sich warten lassen.

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v.l.n.r.: Samsungs 3D-LED-Serien C7000, C8000 und C9000.

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Die Touch-Fernbedienung des C9000 mit "Bild in Fernbedienung"-Funktion.

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3D-Blu-ray-Player verfügen über die notwendige Schnittstelle HDMI 1.4.

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Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung hat am Montag seinen Fahrplan für die kommenden Monate präzisiert. Besonders im Fokus stehen dabei 3D-taugliche Fernsehgeräte und, wie berichtet, Mobiltelefone und Kameras.

"Trotz der schwierigen Wirtschaftslage konnte Samsung 2009 seine Marktposition verbessern", erklärte Europa-Geschäftsführer S.H. Shin im Rahmen des zweiten Samsung European Forum in Wien. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 87 Milliarden Euro und einen Gewinn von rund 7 Milliarden Euro erzielen. Für 30 Prozent des Umsatzes sorgt allein der europäische Markt.

Produktübergreifendes 3D

Für einen neuen Boom im TV-Segment soll die Einführung von 3D-tauglichen Fernsehgeräten im März sorgen. Bereits Anfang Jänner stellte der Konzern drei neue Serien (C7000, C8000, C9000) vor, die dreidimensionale Bilder ausgeben können. Die LCD-Geräte setzen allesamt auf LED-Hintergrundbeleuchtung, 200 Hz und neue Prozessoren, die einerseits schärfere Bilder liefern sollen und andererseits auch gewöhnliche 2D-Inhalte in 3D umwandeln können. Alternativ wird Samsung auch 3D-TVs mit gewöhnlichen LC-Displays und Plasma-Bildschirmen anbieten. Für das stereoskopische 3D-Sehen von Filmen und Videospielen sind bei Samsung-TVs wie bei den kommenden Produkten von Sony, LG oder Toshiba batteriebetriebene Active-Shutter-Brillen notwendig.

App Store am Fernseher

Die neuen LED-Premium-Serien sowie auch ältere Samsung-Fernseher mit Internet-Anbindung werden künftig Anwendung aus dem im Laufe des Jahres startenden App Stores nutzen können. Die Applikationen umfassen kostenlose Angebote wie die Video-Plattform Youtube oder den Foto-Dienst Picasa und stellen auch gebührenpflichtige Video-on-Demand-Programme von LoveFilm oder BoxOffice, aber auch etwa Spiele von Gameloft. Die genaue Verfügbarkeit des App Stores ist noch nicht bekannt. Samsung will bis Ende 2010 50 Länder beliefern. Wer keinen Samsung-Fernseher hat, soll das Angebot auch über alle online-fähigen Blu-ray-Player des Herstellers erreichen können.

Schlankes Köpfchen mit Aufnahmefunktion

Beim Design der neuen Fernseher setzt der Konzern auf schlanke Aluminiumgehäuse in den Größen 40 bis 65 Zoll. Der Verbrauch soll bei unter 90 Watt liegen. Für das persönliche Heimkino bieten die Geräte Wireless LAN mit DLNA-Kompatibilität zur Kommunikation mit Media-Servern und Spielkonsolen, sowie USB-Schnittstellen. Weiteres sind die LED-TVs PHR-Ready und integrieren damit die Funktionen eines digitalen Videorecorders. Den offiziellen Angaben nach, könne man zur Speicherung der TV-Programme jeden USB-Datenträger anschließen. Das Top-Modell C9000 dehnt das Fernseherlebnis sogar auf die aufladbare Fernbedienung aus. Über den Touchscreen kann man genauso im Internet, App Store oder Heim-Netzwerk surfen, sowie parallel zum Fernseher andere TV-Programme konsumieren. Dies sei in erster Linie zur Programm-Vorschau gedacht.

Angetestet

Im Zuge der Messe konnten sämtliche Produkte angetestet werden, wobei es sich zum Teil noch um Vorversionen handelte. Auffallend bei den neuen C7-, C8- und C9-Geräten waren die hohen Kontraste und die präzise Darstellung von Schwarztönen. Samsung führt dies auf die überarbeitete LED-Hintergrundbeleuchtung zurück, die keinen Halo-Effekt nach sich ziehen würde. Helle Bildelemente werden auf dunklen Kontrasten sichtlich weniger konturieret. Wie bei konkurrierenden Produkten sorgen höhere Bildwiederholungsraten mit bis zu 200 Hz bei schnellen Bewegungen für schärfere Übergänge. Insbesondere bei Sport und Dokumentationen ist dies ein willkommener Effekt, bei Filmen kann es unnatürlich wirken. Wie gut das Bild im Alltag tatsächlich ist, kann nach einem kurzen Probesehen allerdings nicht gesagt werden, da Samsung etwa keine üblichen SD-Inhalte oder TV-Programme zeigte. Das Interpolationsvermögen spielt schließlich eine wesentliche Rolle für die Darstellungsqualität.

3D bewegt nicht immer

Samsungs 3D-Demos verstärkten den auf der vergangenen Consumer Electronic Show 2010 gewonnen Eindruck. 3D kann auch im Wohnzimmer für ein intensiveres Erlebnis sorgen, jedoch hängt dies stark von den Inhalten und anderen Faktoren ab. So brüsten sich diverse Hersteller etwa damit, dank 2D/3D-Konverter-Prozessoren sämtliche Inhalte dreidimensional ausgeben zu können. Zwar werden Bildern damit tatsächlich eine Tiefe verliehen, allerdings kann dies zu unerwünschten Nebeneffekten, wie unscharfen Bildern bei Kamerafahrten, führen. Hier dürfte die Zuordnung von Hintergrund und Objekten im Vordergrund nicht immer perfekt funktionieren. Wirklich von 3D profitieren können, dem Gezeigten nach zu urteilen, bloß speziell dafür konzipierte Inhalte. Samsung packt in Kooperation mit Dreamworks jedem 3D-Fernseher den 3D-Film "Monsters vs. Aliens" bei. Ebenfalls entscheidend ist die Bildschirmgröße. Aus weiter Entfernung vereinnahmt die dritte Dimension weniger.

Die zum Testen zur Verfügung gestellten notwendigen Shutter-Brillen bieten einen durchaus hohen Tragekomfort. Die Gestelle sind relativ leicht, wie sportliche Sonnenbrillen geformt und groß genug, um die optische Brille nicht abnehmen zu müssen. Die Batterie soll je nach Gebrauch "wochenlang" halten, mit genauen Angaben hielt sich der befragte Produktmanager allerdings zurück. Für Modebewusste Cineasten wird es neben dem Standard-Modell noch einige weitere Ausführungen geben. Eine richtige Brillen-Flut auch von Seiten der Dritthersteller ist wohl bis Ende des Jahres zu erwarten.

Preisfrage

Obwohl Samsung als erster Hersteller schon im März 3D-Fernseher auf den Markt bringen will, konnte der Konzern bislang immer noch keine Preise nennen. Unternehmensangaben zufolge werde das Portfolio, bestehend aus Fernsehern, Blu-ray-Playern und AV-Anlagen, aber im Premium-Segment angesiedelt sein. Zu Bedenken ist ebenfalls, dass für "echtes" 3D nicht nur ein entsprechendes TV-Gerät inklusive Brillen, sondern auch passende Quellen mit HDMI 1.4-Schnittstelle samt 3D-Filmen oder -Spielen notwendig sind - der WebStandard berichtete. Sony präzisierte Ende Jänner, ein 3D-Gerät mit 40-Zoll Bilddiagonale werde um die 2.000 Euro kosten, eine Shutter-Brille würde mit rund 200 Euro zu Buche schlagen.

Die erhoffte 3D-Revolution wird daher wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen, wenngleich davon auszugehen ist, dass zu Weihnachten die anfänglich hohen Anschaffungspreise recht rasch purzeln werden. Konsumenten, die sich 2010 einen neuen Fernseher anschaffen wollen, werden 3D in vielen Fällen einfach als weiteres Feature im Gepäck erhalten.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 23.2.2010)