Martha Bißmann und Peter Pilz im Nationalrat – noch vor Bißmanns Ausschluss.

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Wien – Die frühere Pilz-Mandatarin Martha Bißmann will Mobbing-Opfer motivieren, Vorfälle wie jene, die sie in der Liste Pilz erlebt habe, nicht auf sich sitzen zu lassen: "Es geht mir nicht um mich oder um Rache", sagt die freie Abgeordnete im Gespräch mit dem STANDARD. Am Freitag hat sie eine Beschwerde bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft eingebracht. Dass Peter Pilz, wie von ihm behauptet, von den Anschuldigungen erst im ORF-"Sommergespräch" erfahren habe, sei nicht wahr: "Ich habe den Klub mehrfach informiert und zum Schluss hat sich auch mein Anwalt eingeschaltet."

Die Vorgeschichte ist, dass die Steirerin Bißmann, nachdem Pilz wegen mehrerer Vorwürfe der sexuellen Belästigung zurückgetreten war, dessen Nationalratsmandat übernommen hatte. Als der Listengründer wieder zurückkehren wollte, entbrannte ein bitterer Streit. Bißmann weigerte sich, ihren Platz zu räumen, ohne eine andere wichtige Funktion in der Liste Pilz zu übernehmen.

Ausschlussdrohung über Wochen

Von diesem Zeitpunkt an sei sie gemobbt worden, erzählt Bißmann. Über Wochen sei ihr Ausschluss aus der Partei als Tagesordnungspunkt in den Klubsitzungen geführt worden – ohne dass sie tatsächlich ausgeschlossen wurde. "Ich saß wie auf rohen Eiern im Büro und fühlte mich massiv bedroht, dass jeder kleinste Fehler zum Rauswurf führen könnte."

Daraufhin habe sie sich an einen Anwalt gewandt, der das Verhalten ihrer Kollegen als Mobbing klassifiziert habe. Ihr Rechtsvertreter übermittelte dann eine E-Mail an alle Klubmitglieder, sagt Bißmann. Der Inhalt: Man möge diesen Tagesordnungspunkt streichen, da es sich um Mobbing handle, ansonsten sei das ein Fall für die Gleichbehandlungsanwaltschaft. Am Tag darauf – dem 19. Juli – sei in der Klubsitzung ihr Rausschmiss beschlossen worden. "Ich war darüber sehr überrascht, ich dachte eigentlich, dass meine Kollegen sich besinnen würden", behauptet Bißmann heute.

Atmosphäre? "Angespannt"

Auch darüber hinaus sei die Atmosphäre im Klub zuvor schon "sehr angespannt" gewesen, schildert Bißmann. "Einige Kollegen haben über Wochen gar nicht mehr mit mir gesprochen." Sie gemobbt zu haben unterstellt die Ex-Pilz-Mandatarin Peter Pilz und allen Männern im Klub. Seit Anfang Juni sitzt auch Pilz wieder im Nationalrat. Er ist nach dem Austritt Peter Kolbas aus der Partei über Umwege nachgerückt.

Peter Pilz bestritt im ORF-"Sommergespräch", von der Beschwerde Martha Bißmanns gewusst zu haben.
ORF

Im ORF-"Sommergespräch" am Montag hatte Pilz erklärt, von der Einbringung der Beschwerde bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft live im Fernsehen zu erfahren. Auf Bißmanns Vorwürfe werde man mit einer "gut begründeten Antwort" reagieren. Bei allfälligen ehrenrührigen oder falschen Behauptungen könnte es auch "rechtliche Schritte darüber hinaus" geben.

Bißmann will mit Liste Pilz zusammenarbeiten

Bißmann halte ihr Engagement für die Liste Pilz jedenfalls bis heute nicht für einen Fehler, versichert sie. Sie wünsche sich, dass sich die Partei bald wieder "derfangt". Bißmann war im Klub als Umweltsprecherin tätig. Nachdem sich die Liste Pilz nun auch intensiv dem Klimawandel widmen wolle, hoffe sie auf eine zukünftige Zusammenarbeit im Parlament, sagt Bißmann. (Katharina Mittelstaedt, 14.8.2018)