Bereitet sich auf einen heißen Herbst vor: Uniko-Präsidentin Sabine Seidler.

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Wien – Knapp vor dem offiziellen Semesterende hat Sabine Seidler, Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), am Dienstagabend Bilanz über ein außergewöhnliches Studienjahr gezogen. Wobei: Übungen und Prüfungen gehen diesmal wegen der Corona-bedingten Erschwernisse den ganzen Sommer über weiter. Schließlich sollen möglichst viele Studierende auch tatsächlich zur Prüfung antreten – eine Säule der Uni-Finanzierung ist ja die Zahl prüfungsaktiver Studentinnen und Studenten.

Bis Jahresende muss es von diesen um 3,6 Prozent mehr geben, sonst müssten Teile des Budgets zurückgezahlt werden. Seidler erklärte, aufgrund der Pandemiesituation sei es allerdings "fast unmöglich, diese Zielzahlen zu erreichen". Denn der harte Lockdown im April sei genau in die universitäre Prüfungszeit gefallen. Jetzt überlegt man an den Hochschulen also, "wie viele Studierende kriegen wir im Sommer dazu, noch Prüfungen zu machen?", erklärte Seidler.

Drohende Rückzahlung

Den Unis sei jedenfalls bereits zugesagt worden, dass im Fall der Fälle auf ein Drittel der zurückzuzahlenden Summe verzichtet wird. "Jetzt kämpfen wir um die restlichen zwei Drittel." Außerdem habe man die Zusicherung, dass das zurückzuzahlende Geld an den Unis bleibe.

Die Uniko-Präsidentin macht aber auch eine "Unkultur" unter den Studierenden aus, die trotz Anmeldung nicht zur Prüfung erscheinen. "Ich kann die Studenten nicht zur Prüfung tragen", ärgerte sich Seidler. An der TU seien in einem Fall im Juni von 200 Angemeldeten gerade einmal 40 auch erschienen. "Und das hat nichts mit Corona zu tun, das ist in normalen Zeiten auch so."

Keine g'mahte Wies'n

Im Herbst kommen zwei weitere Herausforderungen auf die Unis zu: Einerseits gilt es, einen Plan für den weiteren Studienbetrieb aufzustellen. Gleichzeitig müssen bis Ende Oktober die Budgetverhandlungen für den Zeitraum 2022 bis 2024 abgeschlossen sein. Bei Letzterem lehre die Erfahrung sie, "dass, wenn das Geld knapp ist, das Uni-Budget keine g'mahte Wies'n mehr ist". Dabei sei die Forderung nach zusätzlichen 2,1 Milliarden Euro im Vergleich zu den elf Milliarden Euro der laufenden Periode 2019 bis 2021 ohnehin eher bescheiden. Die Mittel werden für die Bereiche Lehre, Forschung, Infrastruktur und strategische Entwicklung verwendet.

Praktisch zeitgleich mit dem Uni-Budget wird die künftige Forschungsfinanzierung verhandelt. In dem Zusammenhang äußerte Seidler die "Sorge, dass das eine gegen das andere abgetauscht wird". Man könnte ja auf die dumme Idee kommen zu sagen: "Wir statten die Forschungsförderungs-Institutionen stark aus und nehmen auf der anderen Seite bei den Unis was weg oder umgekehrt", gab die Uniko-Chefin Einblick in ihre Überlegungen.

Grundsätzlich sei man über das neue Forschungsfinanzierungsgesetz "schon sehr enttäuscht", erklärte Seidler. Statt eines stabilen Finanzierungs- beziehungsweise Wachstumspfades gebe es jetzt eben die alle drei Jahre zu verhandelnden Forschungspakte. Das sei zwar ein Fortschritt, "aber das gibt natürlich niemandem Sicherheit".

Unis im "Hybridbetrieb"

Mit Sicherheit lässt sich aus heutiger Sicht auch nicht sagen, wie der Studienbetrieb im Herbst wiederaufgenommen wird. Seidler glaubt derzeit an eine Art "Hybridbetrieb" mit einer Mischung aus Präsenz- und digitaler Lehre – "mit hoffentlich mehr Präsenz als jetzt". Bei der Lehre vor Ort werde man sich vor allem auf die Erstsemestrigen konzentrieren: "Zu Hause vor dem Laptop ist der Studieneinstieg nicht optimal", glaubt Seidler. Überhaupt gelte für die Unis, "es braucht Menschen, die miteinander arbeiten, miteinander streiten". (Karin Riss, 1.7.2020)