Im Gastkommentar kritisiert der ehemalige Stellvertretende Generalsekretär des Europarats Peter Leuprecht Bundeskanzler Sebastian Kurz' Performance beim jüngsten EU-Gipfel.

Bundeskanzler Sebastian Kurz wird den EU-Gipfel als großen Erfolg für Österreich und vor allem für sich selbst anpreisen; den Beitragsrabatt wird er in den Vordergrund stellen. In Wahrheit hat er sich weder als Staatsmann noch als Europäer erwiesen. Er hat in diesen Tagen viel Porzellan zerschlagen.

Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sind nicht vom österreichischen Schulmeister und Sparefroh beeindruckt, im Gegenteil. Seine arroganten Äußerungen über südliche EU-Länder, deren System "kaputt" ist, werden dort nicht geschätzt, aber nähren Vorurteile in Österreich.

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Kurz hat keine Vision für Europa aufgezeigt, sondern kleinlich und engstirnig für Vorteile zugunsten seines Landes gekämpft; an manchem Stammtisch in Hintertux und Fucking wird man ihm dafür Beifall zollen. Er hat die europäische Bühne für innenpolitische Vorteile missbraucht. Mit Schlagworten wie Schuldenunion hat er Vorurteile gegenüber der EU genährt. Er malt mit am Feindbild EU – ein kurzsichtiges, gefährliches Spiel. (Peter Leuprecht, 23.7.2020)