Lieb schaut er aus, der frisch geschlüpfte T. rex – zumindest auf dieser künstlerischen Darstellung. Wahrscheinlich erreichte er zu Beginn seines Lebens eine Länge von unter einen Meter.
Illustr.: Julius Csotonyi

Auch die größten Landraubtiere der Erde haben einmal als Winzlinge angefangen – zumindest im Vergleich zu ihren mächtigen Eltern: Paläontologen haben anhand mehrerer Fossilienfunde nachgewiesen, dass frisch geschlüpfte Tyrannosaurier kaum einen Meter maßen, der größte Teil entfiel dabei auf den Schwanz.

Obwohl sie als eine der am besten untersuchten Dinosauriergruppe gilt, war über die ersten Lebensjahre der Tyrannosauriden bisher kaum etwas bekannt. Die gewaltigen Räuber wie Tyrannosaurus rex mit seinen zwölf Metern Länge und neun Tonnen Gewicht sind nur aus der höheren Oberkreide Nordamerikas und Asiens hauptsächlich in Form von adulten Fossilien bezeugt. Die wenigen bekannten Überreste von Jungtieren stammten fast ausschließlich von bereits mehrere Jahre alten Exemplaren.

Kleine Knochen

Ein Team um Gregory Funston von der University of Edinburgh hat sich nun allerdings im Fachjournal "Canadian Journal of Earth Sciences" mit zwei Ausnahmen näher beschäftigt: Ein drei Zentimeter großes Unterkieferfragment aus der Two Medicine Formation in Montana (USA) mit der Bezeichnung MOR 268 und eine Kralle aus der kanadischen Horseshoe Canyon Formation (UALVP 59599), beide zwischen 70 und 75 Millionen Jahre alt.

Eine 3D-Rekonstruktion des embryonalen Tyrannosaurierkiefers am unteren Bildrand (in 10-facher Vergrößerung) im Vergleich zu Kieferknochen anderer bekannter Tyrannosaurier. Das unterste Bild ist der Kiefer im 10-fachen Maßstab der anderen Bilder zum Vergleich, und die kleine Silhouette zeigt, wie groß die Probe im Vergleich zu den größeren Kiefern ist.
Fotos/Illustr: Gregory Funston

Die Knochen dürften nach Ansicht der Wissenschafter von gerade erst aus dem Ei geschlüpften Tyrannosauriern stammen, was erstmals eine Größeneinschätzung von Tieren dieser Entwicklungsstufe möglich machte. Vermutlich darf man sich diese Wesen als schlanke, allenfalls kniehohe langbeinige Echsen vorstellen – vermutlich mit einem Federflaum bedeckt – , die von der Spitze des langen Schwanzes bis zur Schnauze zwischen 75 Zentimetern und einen Meter maßen.

45 Zentimeter große Eier

Anhand von 3D-Scans der empfindlichen Fragmente rekonstruierten die Forscher nicht nur die Ausmaße der Schlüpflinge, sie schlossen daraus auch auf die Dimensionen der Eier, aus denen die Kleinen gekrochen waren. Entdeckt wurde nämlich bislang noch keines. Etwa 45 Zentimeter dürfte ein solches Raubsaurier-Ei demnach gemessen haben, was die Tyrannosauriden-"Küken" laut Funston zu den größte je aus einem Ei geschlüpften Tieren machen würde. Im Vergleich dazu nimmt sich sogar das Ei des ausgestorbenen Elefantenvogels mit 31 Zentimetern eher klein aus.

Tyrannosauriden-Babys waren im Vergleich zu ihren Eltern regelrechte Winzlinge.
Illustr.: Greg Funston

Die Befunde würden Einblicke in die Nistgewohnheiten von Tyrannosauriern ermöglichen, ebenso wie Anhaltspunkte für die erste Nahrung liefern, die T-rex-Babys zu sich nahmen, meinen die Forscher. Mit ziemlich kleinen, klingenartigen Beißern lebten die Jungtyrannosaurier wahrscheinlich von Insekten und Eidechsen. Das Beuteschema änderte sich freilich mit steigender Größe: Exemplare von T. rex weisen darauf hin, dass diese Fleischfresser im Alter von 11 Jahren kleine Dinosaurier jagten – und mit 22 Jahren die Knochen großer Pflanzenfresser und sogar anderer Tyrannosaurier knacken konnten.

"Diese Knochen sind das erste Fenster in das frühe Leben von Tyrannosauriern und lehren uns einiges über Größe und Aussehen von Baby-Tyrannosauriern", sagte Funston. "Es zeigte sich, dass sie ihren Eltern bemerkenswert ähnlich gesehen haben." (tberg, 26.1.2021)