Das Erste, was einem Tesla-Neuling wie mir sofort auffällt, ist die Ordnung. Und die Leere. Der Wagen ist unglaublich aufgeräumt, fast schon manisch – hell, sauber und steril. Da stört kein Knöpfchen, kein Display, kein Regler die Ordnung. Es gibt – nichts. Fast nichts. Kein Armaturenbrett, keine Anzeige, nada und nichts. Das Lenkrad – leer. Zwei kleine Rädchen nur, für die Lautstärke, sonst ein blankes Lenkrad zum, nun ja, Lenken. Wo andere Hersteller eine ganz Trickkiste am Lenkrad unterbringen, mit der sich alles regeln und regulieren lässt, ist bei Tesla – nichts. Alles, wirklich alles ist in dem mittig angebrachten Bildschirm abzurufen, dort findet sich auch, nur als Beispiel, die Geschwindigkeitsanzeige. Und alles andere.

Klinisch sauber, manisch aufgeräumt: Geht nur im Tesla, zu Hause nie und nimmer.
Foto: Stockinger

Nicht umsonst hat Tesla den Ruf, für technikaffine Nerds zu sein, die lieber mit einem Computer als mit einem Auto unterwegs sind. Okay, das ist machbar. Ich trau mich gar nicht, jemanden anderen mitzunehmen, schon gar nicht meinen kleinen Sohn, weil alles so ordentlich und sauber ist. Das ändern Kinder ja grundsätzlich sehr gerne. Im Tesla: strahlend weiße Sitze. Aber die lassen sich sicher gut reinigen.

So ein Testbericht über Tesla ist ja nicht ganz unheikel. Es gibt nahezu fanatische Anhänger der amerikanischen Marke. Und es gibt auch bei uns im Haus ein paar sehr überzeugte Tesla-Fans, da braucht man nur einen Blick in die Garage zu werfen. Manch ein Besitzer ist mit missionarischem Eifer unterwegs.

Der Tesla Y will ein SUV sein, das sieht man ihm nicht so richtig an, das ist kein Fehler. Das Wichtigste: viel Platz. Und jetzt kitzeln wir den Spaß aus dem Fahrzeug. Im Ernst: Das geht.
Foto: Stockinger

Was macht Tesla nun so besonders? Ein Pionier, was kompromisslose Elektrofahrzeuge betrifft, keine Frage. Die Reichweite. Um die 500 Kilometer. Da haben alle anderen Hersteller schon sehr lange gebraucht, bis sie hier in die Nähe kamen. Und die Möglichkeit, den Wagen schnell zu laden. Dass alles im Computerdisplay anzurufen ist – ja, das kann man mögen. Es ist ein intelligentes Auto, keine Frage, aber es braucht auch die Fahrer, die das können und wollen.

Schon lustig

Foto: Stockinger

Was mir als Zweites aufgefallen ist, schon unterwegs: die extrem starke Rekuperation. Das ist also die Energierückgewinnungsbremse, das One-Pedal-Feeling. Sobald man vom Gaspedal geht, bremst der Wagen. Und zwar überraschend intensiv. Und nicht verstellbar bis zum Segeln wie anderswo möglich. Für Tesla-Fahrer völlig normal. Für den Tesla-Neuling erst störend, dann findet man sich damit gut zurecht: Man gewöhnt sich fast das Bremsen ab, weil sich das alles übers Gaspedal regeln lässt. Reine Übungs- und Gewöhnungssache. Kann man auch mögen, muss man nicht. Einen Gleitflug gibt es damit nicht.

Foto: Stockinger

Dann fällt mir auf: Bistdudeppat. Der geht ab wie eine Rakete. Die Beschleunigung ist wirklich enorm. Und zwar durchgehend. Lässt sich aber regeln. Es gibt auch einen gemütlicheren Fahrmodus, der Bordcomputer erklärt uns: "Lässig". Soll sein. Ist irgendwie stressfreier, als ständig am Abzug zu sein.

Grafik: Der Standard

Was nun das Model Y besser oder anders kann als zum Beispiel das Model 3: SUV. Es gibt richtig viel Platz. Dank riesiger Heckklappe, natürlich elektrisch, und tiefer Ladekante kommt man wirklich gut an den großen Laderaum ran. Und, für Technikfreaks: Im Model Y sorgt ein Wärmepumpensystem fürs Heizen.

Das Fahrgefühl ist einwandfrei, eine anständige Lenkung, gute Straßenlage, kein übermäßiges Wanken. Dass es im Innenraum gelegentlich knirscht und knarzt und quietscht, das nehmen geübte Tesla-Fahrer nicht einmal mehr zur Kenntnis.

Kann es sein, dass der Wagen trotz beachtlicher Fahrleistung ein bisschen spaßbefreit ist? Ich gehe ins Bordmenü, und jetzt muss ich doch meinen Sohn holen: Wir beamen uns über die Navigation auf die Mondoberfläche. Dann verwandeln wir den Wagen in den Schlitten des Weihnachtsmanns, alle anderen Fahrzeuge, die uns auf der Straße begegnen, werden als Rentiere angezeigt. Wenn wir blinken, bimmeln die Glöckchen. Schon lustig. (Michael Völker, 12.12.2021)