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Sieben Quadratmeter misst eine Londoner Wohnung, die vergangenen Mittwoch um satte 90.000 Pfund, umgerechnet rund 108.000 Euro, versteigert wurde. Gegenüber einer Schrank-Bett-Kombi hängen ein Fernseher und zwei Regale an der Wand, von denen eines zum Tisch ausgeklappt werden kann; davon getrennt eine Nasszelle. Herz, was willst du mehr?

So einiges. Das Leben auf rund sieben Quadratmetern habe ich schon vor Jahren hinter mir gelassen. Damals habe ich ein Auto vollgepackt und bin mit all meinem Hab und Gut aus dem Studentenwohnheim ausgezogen. Ein Beifahrer hatte übrigens auch noch Platz. Ähnlich unkompliziert war auch der Umzug in meine aktuelle Wohnung, die rund 70 Quadratmeter misst. Wir wohnen darin zu zweit, trotzdem genügend Platz. Allein mit dem Mehr an Quadratmetern hat sich auch ein Mehr an Dingen angesammelt, das in einem Meer aus Haufen sichtbar wird. Auch die dritte Ikea-Kommode und das zweite Küchenregal konnten uns nicht wirklich helfen.

Staubraum wird zu Stauraum

Schuld an der Misere sind natürlich die anderen. Eine Freundin mistet ihren Kleiderschrank aus, nur damit ich die Hälfte von ihrem Zeug bei mir reinquetschen kann. Die Eltern wollen das eine Kellerabteil plötzlich als Skilager verwenden, und die alte Querflöte inklusive Notenständer und Liedermappe müssen raus. Außerdem hat sich der Besuch aus der Tiroler Heimat gehäuft, was eine zweite Gästematratze erfordert. Der Staubraum unterm Bett wurde also zum Stauraum. Mittlerweile ist jeder Zentimeter in der Wohnung vollgerammelt. Die Kommoden platzen aus allen Nähten, also kommt uns das Zeug entgegen.

Mich von den Dingen zu trennen ist aktuell keine Option. Zusätzliche sieben Quadratmeter klingen da verheißungsvoll. Mit Betonung auf: zusätzlich. (Julia Beirer, 25.02.2022)