Kristina Rausch hat den Aufstieg und Fall von Kurz begleitet, jetzt verlässt die 30-Jährige die Politik.

Foto: ÖVP

Ihr Name kam schon im Strategiepapier des türkisen "Projekt Ballhausplatz" rund um den Aufstieg von Sebastian Kurz vor. In dem 2017 geleakten Wahlkampfdokument war sie als jene Person verzeichnet, die für "Digitales", "Events" und "Reden" zuständig sei. Die Echtheit des Papiers wurde von der ÖVP nie bestätigt, aber Kristina Rausch war über viele Jahre hinweg genau das gewesen: die Digitalexpertin im türkisen Universum.

Als Kurz Kanzler wurde, fungierte sie zuerst als seine Social-Media-Managerin, später stieg sie zur Kommunikationschefin der Volkspartei auf. Nach dem Abgang von Kurz wechselte sie ins Bundeskanzleramt zu Karl Nehammer, jetzt verlässt Rausch die Politik: Seit dieser Woche arbeitet sie im "Campaigning Bureau" von Philipp Maderthaner, der zahlreiche Kampagnen für Kurz und die ÖVP organisiert hatte. Die 30-Jährige steigt dort ins Managementteam ein, wie Rausch dem STANDARD erzählt. Sie wolle sich aber weiterhin auf "Digitales" konzentrieren und ihre Social-Media-Erfahrung einbringen. Darüber hinaus baue sie in der Agentur nun einen neuen Geschäftsbereich auf.

Welche Türkisen sind noch dabei?

Es ist ein weiterer Polit-Ausstieg in einer Serie von türkisen Abgängen. Nach Sebastian Kurz (heute "Global Strategist" bei der Investmentfirma Thiel Capital) verabschiedete sich Finanzminister Gernot Blümel in die Privatwirtschaft. Blümel ist nun CEO des Investmentunternehmens Superfund. Auch der türkise Generalsekretär Axel Melchior und Kurz' Kabinettschef Bernhard Bonelli haben inzwischen neue Jobs angetreten. Melchior wechselte als Kommunikator zur IGO Industries des Industriellen und ÖVP-Großspenders Klaus Ortner. Bonelli will einen Fonds gründen, wie die "Kronen Zeitung" kürzlich berichtete. "Nach zwölf Jahren in der Politik ist es jetzt auch für mich genug", sagt Rausch. Sie freue sich darauf, etwas Neues zu beginnen.

Aber wer aus dem Kernteam von Kurz ist jetzt eigentlich noch übriggeblieben in der ÖVP? Aufgestiegen ist aus der türkisen Riege unter Nehammer eigentlich nur Markus Gstöttner, der heute als Kabinettschef im Kanzleramt sitzt. Kurz' früherer Pressesprecher Johannes Frischmann und der Ex-Kanzleramts-Kommunikationschef Gerald Fleischmann sind im ÖVP-Klub untergekommen. Wobei Fleischmann auch Nehammer immer wieder beraten soll. Stefan Steiner, einst Chefstratege von Kurz, hat derzeit noch einen Beratungsvertrag mit der Volkspartei laufen. Auch auf ihn soll Nehammer immer wieder bei strategischen Fragen zurückgreifen.

Fest steht aber: Nehammer hat sich als Kanzler zumindest personell von der Ära Kurz weitgehend abgekoppelt – und der türkise innere Zirkel von ihm. (Katharina Mittelstaedt, 17.3.2022)