"Kochen entspannt mich, macht mich aber auch leicht neurotisch." Tobias Pötzelsberger

Foto: Foto: Mafalda Rakoš; Location: Gasthaus Quell, Reindorfgasse 19, Oelweingasse 1, 1150 Wien

Der Ort

Als ich hier in das Grätzel im fünfzehnten Bezirk gezogen bin und mich ein bisschen umgesehen habe, ist mir das Gathaus Quell sofort aufgefallen. Ich komme öfters her, zum Beispiel nach der ZiB 1 auf ein Getränk oder spätes Abendessen. Der Gastgarten ist sehr gemütlich. Im Innenraum erzählt die Patina von der reichen Geschichte des Lokals, die ins 19. Jahrhundert reicht. Am Stammtisch ist eine Plakette angebracht, die dem Mastermind hinter der Kunstfigur Kurt Ostbahn, Günther Brödl, gewidmet ist. Willi Resetarits war auch oft hier. Eines seiner Alben trägt sogar den Titel Ein Abend im Gasthaus Quell. Ich mag die entspannte Atmosphäre und die klassische Wiener Küche hier. Besonders empfehlen kann ich übrigens neben dem Zwiebelrostbraten, den ich bestellt habe, auch Linsen mit Speck oder Gulasch.

Das Menü

Ich koche auch gerne selbst. Gulasch will ich so perfekt kochen können wie im guten Wiener Gasthaus. Ich mache daraus fast eine Wissenschaft und experimentiere sehr viel. Wichtig ist die lange Kochzeit bei gleichmäßiger, relativ niedriger Temperatur – auch im Backofen. Am besten schmeckt es natürlich aufgewärmt am nächsten Tag. Eh klar. Es braucht auch gar nicht viele Zutaten: Zwiebel, Fleisch, Majoran, Kümmel, hochwertiges Paprikapulver. Dafür verwende ich aber von allem viel. Auch mit der Thaiküche befasse ich mich exzessiv. Ich liebe Gerichte wie Pad Kra Pao oder Rotes Thaicurry und wollte sie unbedingt selbst zubereiten können, dafür habe ich einige Kochkurse besucht.

Die Erinnerung

Kochen entspannt mich, macht mich aber auch leicht neurotisch. Geprägt hat mich mein Vater. Der kocht gerne und viel. Bei ihm ging’s oft ums Essen und die Planung der Mahlzeiten. Ich ertappe mich manchmal dabei, dass auch ich meinen kleinen Sohn schon beim Frühstück frage, was er als Abendessen möchte. Das überfordert ihn natürlich. Da muss ich über mich selbst lachen. Dabei möchte ich nur, dass es allen gutgeht und niemand hungrig bleibt. Ich komme aus einer Innviertler Bauernfamilie. Eine Fleischspeise war lange Zeit etwas Besonderes, fast schon ein Statussymbol. Ich liebe die Spaghetti Bolognese meiner Mutter. Dadurch habe auch ich mich mit Pasta befasst. Ich bereite Nudeln und Saucen selbst zu. Als Kind haben mir auch Nudeln mit Ketchup geschmeckt. Heute graust es mir beim bloßen Gedanken daran. (Protokoll: Michael Steingruber, RONDO exklusiv, 4.7.2022)