Je größer Insekten sind und je lauter sie beim Fliegen brummen, desto größer ist unser Respekt vor ihnen. Deswegen ducken wir uns instinktiv, wenn wir in die Flugbahn einer Holzbiene geraten. Die dunklen Brummer sind größer als die meisten Hummeln, für die sie manchmal irrtümlich gehalten werden. Da sie es gerne warm haben, gehören sie zu den Tieren, die im Sog des Klimawandels immer weiter nach Norden ziehen. Inzwischen sind die ursprünglichen Südländerinnen auch in unseren Breiten keine Seltenheit mehr.
In den meisten Fällen handelt es sich um die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea), deren Panzer und Flügel je nach Lichteinfall wunderschön blau oder violett schillern. Doch auch die Östliche Holzbiene (Xylocopa valga) wird zunehmend häufig gesichtet. Eine Unterscheidung ist für Laien wie mich schwierig. An dieser Stelle möchte ich gerne an die Bestimmungshilfen in einem früheren Blog-Beitrag erinnern.
Mit laufendem Motor
In unserem Garten hat jedenfalls eine Holzbiene einen Abschnitt des Holzzaunes in Beschlag genommen. Tag für Tag verbringt sie Stunden damit, auf dem obersten Brett zu sitzen und andere Insekten zu vertreiben. Immer wieder steigt sie auf, dreht eine kleine Runde, landet wieder, bleibt aber mit ausgebreiteten Flügeln, sozusagen mit laufendem Motor, jederzeit abflugbereit. Kurze Pausen mit angelegten Flügeln sind selten. Tatsächlich wird sie von anderen Insekten meist von hinten attackiert, wie weiter unten auf einem Foto zu sehen ist.
Ich vermute, es ist eine weibliche Holzbiene, die ihre Brut verteidigt. Denn diese Wildbienen nagen Löcher in Totholz, das noch nicht ganz morsch ist, und legen dort Nisthöhlen für den Nachwuchs an. Der Zaun aus unbehandeltem Holz dürfte gerade die richtige Konsistenz haben. Ich vertraue darauf, dass Holzbienen als friedfertige Tiere gelten – aber ein bissl Respekt (und ein langes Tele) ist immer gut. (Michael Simoner, 8.6.2022)