Schulärztinnen und -ärzte sind eine unterschätzte Ressource. Das gilt generell, aber noch viel mehr in der gegenwärtigen Corona- und Gesundheitskrise. Als erste niederschwellige Anlaufstelle in medizinischen Fragen für Kinder und Jugendliche haben sie unmittelbaren Zugang zu deren gesundheitlichen Problemen und Themen. Das ist besonders wichtig für Schülerinnen und Schüler aus Familien, in denen es aus verschiedenen Gründen schwerfällt, anderwärtige Vorsorge und Behandlungen zu organisieren – oder überhaupt ein Bewusstsein für diese Belange zu entwickeln.

Als erste Anlaufstelle in medizinischen Fragen für Kinder und Jugendliche haben Schulärztinnen und -ärzte unmittelbaren Zugang zu deren gesundheitlichen Problemen und Themen.
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Von der Zahnprophylaxe über Impfberatungen bis hin zu generellen Hilfestellung für Eltern in Gesundheitsfragen leistet der schulärztliche Dienst – meist in schmucklosen Kammerln – wertvolle medizinische Arbeit an der Basis. Arbeit, die in der Pandemie neue Bedeutung und Facetten erhalten hat: etwa die Unterstützung bei der Umsetzung von Hygieneregeln oder die Vermittlung von Hilfe bei psychischen Problemen.

In so mancher Schule ist dieses Spektrum jedoch bloß graue Theorie. Wenn in Wien, wie aktuelle Daten zeigen, im Pflichtschulbereich eine Schulärztin im Schnitt 1325 Kinder betreut, schaut für diese wohl nicht mehr als die vorgeschriebene jährliche Untersuchung heraus. Das ist eine vergebene Chance. Um dies zu ändern, wird es zwar viel Geld brauchen, damit der Beruf attraktiver wird. Schlauer, als bei Kindern Gesundheitsprobleme zu riskieren, ist das aber allemal. (Stefanie Rachbauer, 7.7.2022)