"Bitte denken Sie an uns", heißt es in den Postwürfen.

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Unlängst haben wir Post von Lisa und Emanuel bekommen – wieder einmal. Ich kenne die beiden zwar nicht, aber sie melden sich in schöner Regelmäßigkeit bei mir. Lisa und Emanuel werfen mir und sämtlichen Nachbarinnen und Nachbarn gern knallgelbe Karten in den Postkasten, auf denen sie uns – stets wortgleich – erklären, dass sie auf Wohnungssuche in unserem Grätzel sind und wir uns doch bitte melden mögen, sollten wir jemanden kennen, der oder die sich von ihrer Immobilie trennen möchte: "Bitte denken Sie an uns", so formulieren sie es.

Ich würde gerne glauben, dass sich da jemand angesichts der schwierigen, weil für weite Teile der Bevölkerung unleistbar gewordenen Situation am Wohnungsmarkt unkonventioneller Methoden bedient, um sich den Wohntraum doch noch zu erfüllen. Nur gibt es die Karten auch in anderen Teilen der Stadt – und teilweise mit gleichlautendem Inhalt, aber unter anderem Namen.

Anruf aus Meidling

Lisa und Emanuel – oder Rachel und Eduard – sorgen jedenfalls überall für Verwirrung. Unlängst rief mich eine ältere Dame aus Meidling in der Redaktion an, die eine der Karten im Postkasten entdeckt hatte – und sich anfangs noch gedacht hatte, dass diese von den erwachsenen Kindern eines anderen Wohnungsbesitzers stammt, weil es ihnen im Haus so gut gefällt. Erst fand sie die Idee noch nett, dann war sie sich nicht mehr sicher.

Ich würde Lisa und Emanuel gern fragen, wie ihre Wohnungssuche läuft. Immerhin scheint diese schon länger zu dauern. Doch wenn ich sie anrufe, springt ein Band an. Vor einigen Monaten rief Emanuel mich zurück: Da erklärte er mir, dass ihre Suche andauert, weil sie immer gleich einige Wohnungen pro Jahr ankaufen.

Der Run aufs Betongold trägt schon seltsame Blüten. (Franziska Zoidl, 15.7.2022)