Milde Winter, wenig Schnee – aber immer noch eine Vielzahl an Österreicherinnen und Österreichern, die sich liebend gerne zwei Bretteln an die Füße klemmt. Als wäre das Dilemma aus sportlicher Sicht noch nicht perfekt, kommen die nachweislich schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt dazu. Nein, unbeschwertes, locker-leichtes Schwingen in Firn und "Puderzucker" ist heute fast unmöglich. Vielmehr ist es ein heikler Kurs zwischen substanzlosem Skifahrer-Bashing und tatsächlichen Problemen im Freizeitskisport.

Es gilt, das Skifahren neu zu denken.
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Und doch können wir es uns rein aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht leisten, den Skikeller zuzusperren. Auch wenn der Pistenspaß rückläufig ist, machen die Tourismusbilanzen die Notwendigkeit sichtbar: 80 Prozent der Winterurlauber in Österreicher sind Skifahrer. 65 Millionen Nächtigungen machen die Wintersaison zum unverzichtbaren Zwilling der Sommersaison. Die österreichische Tourismusbranche setzt pro Jahr rund 25 Milliarden Euro um, davon mehr als die Hälfte in der Wintersaison. Fazit: Der heimische Tourismus braucht den Winter, um sich den Sommer leisten zu können.

Wenn also klar ist, dass mit dem Wegfall der Wintersaison der gesamte Tourismus zusammenbrechen würde, braucht es praktikable Alternativen. Warum daher nicht an Höhe gewinnen? Es wäre durchaus zu überlegen, mittelfristig Tal- und Zwischenlagen aufzugeben und verstärkt auf Gletscherniveau die Bindung anzulegen.

Der Umwelteinwand zieht nur sehr bedingt. Denn der Schaden an der Umwelt ist im Tal nämlich ungleich höher: In Österreich liegt auf 70 Prozent der Pisten Kunstschnee. Produziert von rund 19.000 Schneekanonen. Pro Saison und pro Hektar Kunstschnee werden mehr als 4,5 Millionen Liter Wasser benötigt. Allein in Österreich werden geschätzt 250.000 Megawattstunden Strom zur Beschneiung verbraucht.

Natürlich gilt es jetzt nicht, blindlings jeden Gletscher mit den Skistöcken zu erobern. Sehr wohl aber braucht es eine Offenheit gegenüber dem Ausbau von bereits bestehenden Skigebieten. Die vorzeitige Scheidung der "Gletscherehe" zwischen Pitztal und Ötztal ist hingegen bezeichnend für die fehlende Weitsicht auf dem Berg.

Es gilt, das Skifahren neu zu denken. Und sich aber auch damit abzufinden, dass Wintersport nie vollkommen nachhaltig sein wird. Letztlich ist es ein schwieriger Slalomkurs zwischen Spaß, Verantwortung und Wirtschaftlichkeit. (Markus Rohrhofer, 18.7.2022)