Es ist eine Aktion, die mit der Warnung vor Gefahren durch Schlepper operiert, aber etwas anderes will: Menschen aus Tunesien, Indien, Bosnien-Herzegowina sowie weiteren vier Drittstaaten sollen von illegalen Einreisen nach Österreich abgehalten werden. Mit drastischen Sujets in sozialen Medien, etwa Bildern von Polizei-Schäferhunden vor Stacheldrahtzäunen, will man potenzielle Migranten auf die Risiken solcher Fahrten hinweisen.

Peter Webinger (Sektion V Fremdenwesen) und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) präsentieren die Kampagne "Entwicklungen und Maßnahmen bei Asyl und illegaler Migration".
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Gleichzeitig werde man die mehrheitlich jungen Männer mit der Vergeblichkeit ihres Strebens konfrontieren, denn Chance auf Asyl hätten sie de facto nicht, sagte Innenminister Gerhard Karner am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Schlepper-"Gegenmarketing"-Kampagne.

Besagte Kampagne ist bis Ende 2023 angesetzt und mit 260.000 Euro budgetiert. Ihr Erfolg ist keineswegs garantiert – erinnert sie doch an eine ähnliche Aktion im Jahr 2016. Diese lief kürzer und konzentrierte sich als einziges Land auf Afghanistan.

Wie die Grünen damals per parlamentarische Anfrage in Erfahrung brachten, war sie mit 14.000 Euro Kosten beachtlich billiger – und brachte nur wenig: Vom Auf und Ab der Fluchtbewegungen insgesamt abgesehen, machte sich in der Folge keine geringere Zahl junger Afghanen auf den langen Weg nach Europa und damit auch nach Österreich. Stattdessen trug das Herausstreichen der Afghanen als Menschengruppe, die man fernhalten sollte, zu deren Negativimage bei.

Ähnliche Effekte sind auch durch die neue Kampagne möglich, mit der außerdem die herrschende Abschottungspolitik fortgesetzt wird, als gäbe es keine Alternative. Auf die Idee etwa, im Fremdenverkehrsland Tunesien gezielt Kräfte für die von Personalmangel geplagten österreichischen Touristiker zu suchen, statt Migrationswillige abzuschrecken, kommt hierzulande offenbar niemand. (Irene Brickner, 23.8.2022)