Die Nachricht vom Tod der Queen Donnerstagabend am Londoner Piccadilly Circus.
Foto: APA/AFP/Ben Stansall

"Dagens Nyheter" (Stockholm): "Keine bessere Landesmutter"

"Queen Elizabeth II führte ihr Königreich sieben Jahrzehnte lang. Sie symbolisierte ein Imperium in großer Wandlung und Auflösung – doch selbst schien sie sich kaum zu verändern. Ihr Sohn und Nachfolger Charles steht nun vor einer unmöglich erscheinenden Aufgabe. Und fast dieselbe Aufgabe wartet auf die gesamte Bevölkerung. Die Briten stehen jetzt an einem Punkt, an dem sie sich selbst neu erfinden müssen. Sie haben zudem eine neu gewählte Premierministerin und die Bande zu ihren Nachbarn und Freunden in Europa durchtrennt. Das Europa, das erneut von Krieg und Krisen heimgesucht wird. Auch der überzeugteste Republikaner kann größten Respekt vor dem Lebenswerk von Queen Elizabeth II empfinden. Ein Land wie Großbritannien hätte sich keine bessere Landesmutter wünschen können."

"Libération" (Paris): "Keine Ideologie, keine Idee"

"Kann sie wirklich so plötzlich verschwinden, eine Konstante in einer Welt, in der sich scheinbar alles zu schnell verändert? Sie hat fünfzehn Premierminister erlebt, angefangen mit Winston Churchill. Sie hat keine Ideologie, keine Idee und nur sehr wenige Zitate hinterlassen. Genau das macht sie so wichtig für die Geschichte ihres Volkes. (...)

Ihr Tod stürzt ihr Land ins Ungewisse; es warten nun flammende und bewegende Rituale, die nur die Briten zu inszenieren wissen. Nach diesen Tagen der Trauer, der auf halbmast gesetzten Flaggen und der prunkvollen Krönung wird King Charles III als König (...) seinem Volk allein gegenüberstehen. Aber er hat zweifellos ihren Überlebensinstinkt geerbt und könnte durchaus für Überraschungen sorgen."

"El Mundo" (Madrid): Institutionelle Sicherheit

"Hoffen wir, dass das Beispiel seiner Mutter ihm dabei helfen wird, das Vereinigte Königreich in diesem stürmischen 21. Jahrhundert mit der gleichen Gewissheit und Sicherheit zu führen. Schließlich ist das die Aufgabe der Monarchie in unserer Zeit: Sie soll eine institutionelle Sicherheit bieten, die vom ungewissen Auf und Ab der Geschichte unberührt bleibt."

"The Guardian" (London): Anstehende Reformen

"Elizabeth II hinterlässt eine Lücke, die wahrscheinlich nicht gefüllt werden kann. Die Monarchie der Zukunft wird nicht mehr dieselbe sein. Sowohl die Reform der königlichen Finanzen als auch die der Zivilliste (die staatlichen Zahlungen für den Unterhalt von Mitgliedern der königlichen Familie, Anm.) müssen sorgfältig durchdacht werden, wobei das Parlament angemessen konsultiert werden und das Recht haben muss, seine endgültige Zustimmung zu geben."

"The Telegraph" (London): "Tief verwurzelte Zuneigung des Volkes"

"Der Einfluss, den sie in ihrem ererbten Amt als Staatsoberhaupt ausübte, beruhte auf einer tief verwurzelten Zuneigung des Volkes, von der ein Politiker nur träumen kann. Die Königin erinnerte uns an unsere Vergangenheit, an die Kontinuität unserer nationalen Geschichte und an die Tugenden der Widerstandsfähigkeit, des Einfallsreichtums und der Toleranz, die sie geschaffen haben.

Wir sollten auch nicht vergessen, dass nicht nur das Vereinigte Königreich eine Monarchin verloren hat, sondern auch Australien, Kanada, Neuseeland und elf weitere Überseegebiete, die die Königin als Staatsoberhaupt behalten haben. Werden sie ohne sie dem Druck widerstehen können, Republiken zu werden?"

"Washington Post": "Praktizierte Unparteilichkeit"

"Stetig wie ihr allgegenwärtiges Profil auf Briefmarken und Münzen verkörperte die Königin die britische Selbstbeherrschung. (...) Während andere in der königlichen Familie sich lautstark zu ihren Privatleben und Meinungen äußerten – auch zu Regierungsangelegenheiten –, stellte sie die Monarchie vor die Monarchin, gab der Pflicht den Vorrang vor persönlichen und familiären Interessen. (...)

Letztlich war ihre praktizierte Unparteilichkeit ein Vorteil, der es ihr ermöglichte, zu einem Nationalismus ohne Parteilichkeit zu inspirieren. Ihr Engagement für den Dienst am Volk war lobenswert – umso mehr für die Dauer ihrer Regentschaft und die Führung, die sie in spaltenden Zeiten anbot." (9.9.2022)