Tausende Menschen drückten König Charles III ihre Anteilnahme aus.

Foto: Reuters/Yui Mok

König Charles und Königsgemahlin Camilla trafen am Freitag in London ein.

Foto: REUTERS/Henry Nicholls

Vor dem Buckingham-Palast fanden sich auch am Tag nach dem Tod der Queen zahlreiche Trauernde ein.

Foto: REUTERS/John Sibley

Im ganzen Land wurde der Verstorbenen gedacht – auch vor Windsor Castle.

Foto: Frank Augstein / AP

Am Freitag ist König Charles III wieder in London eingetroffen.

Foto: ANDREW COULDRIDGE / Reuters

Am Freitagabend hielt König Charles III seine erste Ansprache an das Volk.

Foto: REUTERS / POOL

Am Freitagabend hielt König Charles III seine erste Ansprache an seine Untertanen. Er erneuerte in seiner Rede das Gelübde seiner Mutter, einen lebenslangen Dienst am englischen Volk zu leisten. Seine Mutter habe einst versprochen, "ihr ganzes Leben, möge es kurz oder lang sein", dem Dienst an ihren Untertanen zu widmen.

Dieses Versprechen habe sie gehalten und er wolle es nun erneuern, sagte Charles. Außerdem ernannte er seinen Sohn zum Prinzen von Wales. Vor seiner Ansprache hat er Premierministerin Liz Truss empfangen. Am Samstag wird Charles III offiziell zum König ausgerufen.

Prinz und Prinzessin von Wales werden "inspirieren"

Es sei ein Privileg gewesen, diesen Titel zu tragen, sagte Charles. Er sei sich sicher, dass William und dessen Frau Kate als Prinz und Prinzessin von Wales weiterhin die britische Gesellschaft inspirieren und nationale Debatten anführen würden. Bisher hatte Charles selbst den Titel Prinz von Wales getragen. Seine Frau Camilla – nun "Queen Consort" – trug den Titel Herzogin von Wales.

Charles wandte sich auch direkt an seine verstorbene Mutter. "Liebste Mama, während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke!", sagte er am Freitagabend in einer im Voraus aufgezeichneten Rede. Auch an seinen jüngeren Sohn Harry (37) und dessen Frau Meghan (40) richtete Charles versöhnliche Worte. "Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen", sagte der König.

In der St.-Paul's-Kathedrale in London nahmen Gläubige am Freitagabend an einem Gottesdienst im Gedenken an die verstorbene Königin teil. Zur gleichen Zeit wandte sich Charles an das Volk. Die Ansprache von König Charles III wurde in die Kathedrale übertragen. Die Sondersitzung des Parlaments zum Gedenken an die Queen wurde unterbrochen. Bei dem Gottesdienst ist erstmals bei einem offiziellen Anlass die britische Nationalhymne mit der geänderten Zeile "God Save the King" ("Gott schütze den König") gesungen worden.

Große Anteilnahme und "God Save the King!"

Der neue britische König ist bei seiner Ankunft in London von tausenden jubelnden Landsleuten empfangen worden, die ihm zuriefen: "God Save the King!" Hunderte in der ersten Reihe versuchten, den neuen König mit ihren Handykameras aufzunehmen.

Vor den Toren des Buckingham-Palasts stieg Charles aus, schüttelte unzählige Hände und bedankte sich bei den Menschen für ihre Anteilnahme. Auch Königsgemahlin Camilla schüttelte zahlreiche Hände. Sie trug ein schwarzes Kleid und eine Perlenkette. Zusammen sahen die beiden sich anschließend die zahlreichen Blumensträuße und Botschaften an, die Menschen seit Donnerstagabend vor dem Palast abgelegt hatten. Die beiden gingen anschließend zu Fuß in ihre neue offizielle Residenz. Bisher lebte Charles im Clarence House einige hundert Meter entfernt.

Hunderte wollten ein Foto des neuen Königs erstellen.
Foto: REUTERS/ JOHN SIBLEY

König Charles und Camilla waren aus Schottland zurückgekehrt, wo Charles' Mutter, Königin Elizabeth II, am Vortag gestorben war. Die beiden landeten am Nachmittag auf dem Militärflughafen Northolt gut 20 Kilometer nordwestlich von London und fuhren anschließend direkt zum Buckingham-Palast.

Landesweite Trauer ausgerufen

Am Freitagvormittag hatte die britische Regierung offiziell den Beginn der nationalen Trauerphase ausgerufen. Diese gilt bis zum Ende des Tages, an dem das Staatsbegräbnis stattfindet – vermutlich am 19. September.

Zu Mittag läuteten dann in ganz Großbritannien die Glocken. Vor der Westminster Abbey und der St.-Pauls-Kathedrale in London, beim Schloss Windsor, wo die Queen zuletzt lebte, und in Schottland, wo sie am Donnerstag auf ihrem Landsitz Balmoral starb, hielten Menschen inne und lauschten dem Geläut. Hunderte Kirchen stimmten ein.

In ganz Großbritannien versammelten sich Menschen, um gemeinsam um Queen Elizabeth II zu trauern. Vor dem Buckingham-Palast stimmten Fans der Monarchin die britische Nationalhymne an.
DER STANDARD

Eine Stunde nach dem Glockengeläut wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse abgefeuert. So waren etwa am Tower von London, in Edinburgh, Cardiff, Plymouth, York, Stonehenge sowie in Gibraltar, dem britischen Überseegebiet an der Südspitze Spaniens, und an Bord mehrerer Kriegsschiffe Kanonen im Einsatz, wie das Verteidigungsministerium berichtete. Soldatinnen und Soldaten, teils in zeremonieller Uniform, feuerten alle zehn Sekunden einen Schuss ab, insgesamt 96, einen für jedes Lebensjahr von Elizabeth II.

Truss: "Die Krone wird fortbestehen"

Im Parlament, das wegen seiner lauten Debatten und lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition bekannt ist, gedachten die Abgeordneten in tiefem Schweigen und mit gebeugtem Kopf der Monarchin, die meisten schwarz gekleidet. In ihrer Rede versicherte Premierministerin Truss dem neuen König die Treue der Briten. Charles habe schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. "Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe", sagte sie. "Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König!"

Proklamation am Samstag

Charles III wird am Samstag gemäß dem Zeremoniell zum König ausgerufen. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, tritt der Accession Council um 11 Uhr MESZ zusammen, die Ausrufung erfolgt um 12 Uhr MESZ vom Balkon des St.-James's-Palasts aus – live übertragen im Fernsehen.

Die Proklamation erfolgt durch Mitglieder des Kronrats, der sich überwiegend aus aktiven und ehemaligen Regierungsmitgliedern, Kirchenvertretern, Richtern und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammensetzt. Zu diesem Zweck tagte der Rat zuletzt im Februar 1952, als Charles' Mutter nach dem Tod ihres Vaters zur Königin proklamiert wurde.

König Charles und seine Gemahlin Camilla vor dem Buckingham-Palast.
Foto: AP/Yui Mok

In einer Mitteilung des Palasts vom Freitag hieß es, es sei der Wunsch des neuen Königs Charles III, dass eine Phase der Königlichen Trauer "von jetzt bis sieben Tage nach dem Begräbnis der Queen" beachtet werde. Die Königsfamilie hat bisher kein konkretes Datum für die Beisetzung Elizabeths genannt. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass das Begräbnis ungefähr elf Tage nach dem Tod der am Donnerstag verstorbenen Königin stattfinden wird. Das wäre Montag, der 19. September.

Dienstag nach London

Das Staatsbegräbnis der Queen dürfte eines der bisher größten Ereignisse des 21. Jahrhunderts werden. Auf der offiziellen Website der Royals wurde ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet, auf dem Menschen aus aller Welt mit Namen, E-Mail-Adresse und Wohnort Beileidsbekundungen hinterlassen können.

Zu der staatlichen Trauerfeier in der Westminster Abbey werden Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von Königshäusern aus der ganzen Welt erwartet. US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen haben am Freitag bekanntgegeben, dem Begräbnis beiwohnen zu wollen. Anschließend wird die Queen in der King-George-VI-Kapelle auf Schloss Windsor beigesetzt, wo bereits ihr im vergangenen Jahr verstorbener Mann Prinz Philip bestattet ist.

Die sterblichen Überreste der Königin werden am Sonntag zunächst von Schloss Balmoral ins Schloss Holyroodhouse in Edinburgh gebracht. Am Dienstag soll der Sarg dann per Flugzeug nach London überführt werden, wo er ab Donnerstag in Westminster Hall aufgebahrt wird. Die Behörden erwarten, dass in den darauf folgenden drei Tagen mehr als eine Million Menschen am Sarg der verstorbenen Monarchin vorbeidefilieren werden. (APA, 9.9.2022)