Dieter Chmelar (65) ist ein österreichischer Journalist und Entertainer.
Foto: privat

Ein übernächtiger Dieter Chmelar, der bis in die Früh an seinem neuen Programm Beleidigen, aber richtig gearbeitet hat, nennt neben dem Be leidigen das Lesen als seine lebenslange Leidenschaft: "Ich hatte das Glück, als Schüler in Krems Unterschlupf zu finden, nachdem ich in Wien verhaltensauffällig war. Dort gab es vom Umfang her die beste Bücherei, schon wenige Wochen nach Erscheinen eines neuen Handke, Bauer, Böll, Lenz hatte ich alles gelesen." Auf die Mitwirkung bei sämtlichen Bubenstreichen verzichtete er deswegen freilich nicht.

Gar nicht lustig war das Leben des Angestellten Johannes Pinneberg, den Hans Fallada in seinem Buch Kleiner Mann – was nun? durch das Berlin der Weltwirtschaftskrise der Jahre 1930–1932 treibt. "Der Titel hat schon so etwas von – wie heißt die banale Floskel? – zeitloser Aktualität. Es gibt so viele Parallelen zu heute, obwohl sich die Geschichte ja nicht wiederholt, sondern nur reimt. Ein Zitat, das fälschlicherweise Mark Twain zugeschrieben wird."

Chmelar fasziniert die Sprache. "Dieser lapidare Stil, der einem den Eindruck verschafft, man würde das Buch nicht lesen, sondern jemand würde es einem erzählen. Und zwar jemand, den man mag." Fallada, weiß Chmelar, "hatte ja selbst eine todunglückliche Biografie inklusive geplantem Doppelselbstmord mit dem Vater, Unterschlagungen, Morphin und Alkohol. Vielleicht wertet er deswegen nicht und hat nicht diese überhebliche Position oft auch großer Autoren? Chmelar lebt und leidet mit dem Helden jedenfalls so sehr mit, dass er –"Wenn ich selten, aber doch mal Herrenmode mit der Frau einkaufen gehe!" – im Geschäft nach dem unglücklichsten Verkäufer sucht, weil auch Pinneberg ein solcher sein musste.

"Gott sei Dank hatte er sein Lämmchen, das sein Leben in die Hände nahm, eine leidensfähige Trümmerfrau der Seele", schwärmt er, "sowie seinen Sohn Murkel." Denen beiden gewidmet ist auch der letzte Satz des Buches: "Und dann gehen sie beide ins Haus, in dem der Murkel schläft." Chmelar ist zu Tränen gerührt: "Mein Gott, ist das schön!"