Ein paar Suchkriterien online falsch eingegeben, und zack, da war die Kommode.

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Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick? Ich nicht – bis ich auf eine perfekte Psyche in Graz-Umgebung stieß. Falls Sie jetzt verwirrt sind: Als Psyche wurde früher ein Anzieh-Spiegel samt kleinem Kastl bezeichnet. Ich hatte eigentlich nicht einmal danach gesucht, aber ein paar Suchkriterien auf einem Online-Marktplatz für gebrauchte Möbel falsch eingegeben – und zack, da war sie. Das Mid-Century-Kastl hat zwar schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel, es wurde aber ganz eindeutig für das bisher leere Eck in meinem Schlafzimmer gemacht.

Diese Erkenntnis stellte mich aber vor einige logistische Herausforderungen: Ich wohne in Wien und verfüge über kein Auto und keine nennenswerten Fahrkenntnisse, kann mir Möbel also nicht einfach aus der Oststeiermark abholen. Für eine Fahrt mit den Öffis war das Teil viel zu groß. Ich kontaktierte die Verkäuferin, die die Psyche restauriert, nun aber keinen Platz mehr für sie hatte, und fragte nach, ob sie nicht mal nach Wien fahren würde? Leider nein.

Steirischer Dialekt

Ich fragte erst im Familien- und Freundeskreis herum. Dann überfiel ich sogar Kollegen im Büro, von denen ich nur aufgrund ihres Dialekts davon ausging, dass sie aus der Steiermark kommen. Aber niemand hatte vor, demnächst mit einem – noch dazu recht leeren – Auto von Graz nach Wien zu fahren. In einer Mitfahrgruppe auf Facebook wurde ich schließlich fündig: Ein Grazer hatte ohnehin vor, mit seinem Kombi nach Wien zu fahren. Er bot an, sie mir gegen eine kleine Summe mitzunehmen: "Ich fahre ganz vorsichtig", versprach er mir.

Meine Psyche hat die Reise unbeschadet überstanden und macht mich jeden Tag glücklich. Nicht nur, weil sie perfekt passt, sondern auch, weil sie eine Geschichte hat. Mit der Reise nach Wien haben wir ihr ein Kapitel hinzugefügt. Auf viele weitere davon! (Franziska Zoidl, 30.9.2022)